FC Parma drohen Pleite und Spielerflucht
Rom (dpa) - Roberto Donadoni wirkt müde und verbittert. Seit Monaten bekommen der Trainer des FC Parma und seine Spieler kein Gehalt mehr, der Club wankt führungslos hin und her und sportlich erlebt das Team einen beispiellosen Abstieg.
„Ich bin es leid, als Erster die Verantwortung zu übernehmen. Ich wollte nicht flüchten und ich flüchte nicht. Aber es gibt Grenzen für alles“, klagte der Trainer des italienischen Fußball-Traditionsclubs, nachdem der zweite Wechsel an der Club-Spitze innerhalb von nur zwei Monaten bekanntgeworden war. Der einst glorreiche FC Parma durchlebt eine Alptraum-Saison.
Nur etwas weniger als eine Woche Zeit bleibt dem neuen Eigentümer, dem Mailänder Unternehmer Giampietro Manenti, um das schlimmste Szenario abzuwenden. Am 16. Februar läuft die Frist aus, um die seit Saisonbeginn ausstehenden Gehälter an Spieler und Trainer zu zahlen. Etwa 20 Millionen Euro müssen dafür aufgetrieben werden, sonst drohen dem Club ein erneuter Punktabzug in der Serie A und der Abgang weiterer Spieler. „Wir haben einen Wettlauf gegen die Zeit vor uns. Es wird nicht leicht, aber wir versuchen es“, versprach Manenti.
„Blaugelber Alptraum. 20 Millionen, um nicht zu scheitern“, titelte „Tuttosport“. „Der Einsatz ist hoch. Bis zum kommenden Montag spielt Parma die Partie, in der es ums Überleben geht.“ Ein Punkt wurde dem Club, der mit neun Zählern abgeschlagen am Tabellenende der Serie A liegt, wegen der nicht gezahlten Gehälter bereits abgezogen. Das Team kommt nur auf drei Siege bei gleichzeitig schon 17 Niederlagen, hat bereits zehn Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Und auch die Spieler haben deutlich gemacht, dass eine Schmerzgrenze erreicht ist. Gleich neun Profis verließen den Club in der Winterpause, allen voran die Nationalspieler Gabriel Paletta und Antonio Cassano, der seinen Kontrakt sogar auflöste, ohne einen neuen Club gefunden zu haben. „Nachdem die Frist abgelaufen ist, wird jeder von uns die Entscheidung treffen, die er für richtig hält“, kündigte Donadoni an. „Es gibt Mitarbeiter, die Familien ernähren müssen, auch die Spieler können nicht 50 Jahre von ihren Ersparnissen leben.“
Noch im vergangenen Sommer feierte der norditalienische Club, der in den 90er Jahren zweimal den UEFA-Cup gewann, den sechsten Platz in der Liga und damit den Einzug in die Europa League. Doch wenige Monate später war der Traum von der Rückkehr auf die internationale Fußball-Bühne geplatzt. Wegen nicht gezahlter Steuern wurde dem Club die Lizenz für die Europa League verweigert. Präsident Tommaso Ghirardi tobte und kündigte den Verkauf des Clubs an. Es folgt ein beispielloser Absturz - sowohl sportlich als auch finanziell.
Im Dezember übernahmen russisch-zyprische Investoren den Verein - nur um die Anteile zwei Monate später wieder weiterzuverkaufen. „Wir haben eine andere finanzielle Situation vorgefunden, als sie uns dargestellt wurde“, kritisierte Ex-Vize-Präsident Ermir Kudra. „Wir haben nichts daran verdient, im Gegenteil.“ Nun bleibt Manenti nur wenig Zeit, um den Verein zu retten. Donadoni forderte: „Ich hoffe, dass derjenige, der die Verantwortung übernimmt, es ernst meint, ehrlich ist und die Dinge tut, die getan werden müssen. Um diesen Club zu retten, ist kein Aufschub mehr möglich.“