Feier in Paris: Pleite, Pfiffe und ungewisse Zukunft
Paris (dpa) - Den Saisonabschluss ihres Vorzeigeclubs Paris Saint-Germain hatten sich die Ölscheichs aus Katar ganz anders vorgestellt. Der zweite Titelgewinn in Serie in der französischen Fußball-Liga wurde am Mittwochabend von einer 1:2-Heimpleite gegen den abstiegsbedrohten Stade Rennes getrübt.
Als Meister hatte das mit knapp 400 Millionen Euro zusammengekaufte Starensemble um den Schweden Zlatan Ibrahimovic schon kurz vor dem Anpfiff festgestanden, weil Verfolger AS Monaco daheim gegen EA Guingamp über ein 1:1 nicht hinauskam und den Rückstand von sieben Punkten zwei Runden vor Ende nicht mehr wettmachen kann. „Das war eine lahme Krönung“, befand die Sportzeitung „L'Équipe“.
Tausende stürmten nach dem Abpfiff auf die Champs-Elysées, um den vierten Ligue-Titel nach 1986, 1994 und 2013 mit Gesängen, Tänzen und Autohupkonzerten zu feiern. Noch im Stadion hatten sehr viele der 45 000 Zuschauer die erste Niederlage im Prinzenpark nach rund eineinhalb Jahren mit Pfiffen quittiert. Auch vielen PSG-Profis war nicht unbedingt nach feiern zumute. Zumal man das von den Clubbossen erklärte Hauptziel, den Gewinn der Champions League, vor ein paar Wochen schon im Viertelfinale gegen den FC Chelsea verpasst hatte.
„Es ist schade, dass es heute keine schöne Krönung gegeben hat. Und in der Champions hätten wir mehr erreichen können, es gibt da einiges zu bedauern“, sagte PSG-Nationalspieler Blaise Matuidi. Brasiliens Nationalelf-Kapitän Thiago Silva meinte: „Es ist nicht so, dass wir traurig sind, aber es ist nicht alles perfekt gelaufen.“
Der größte Stimmungsdämpfer kam bereits am Tag vor dem Rennes-Spiel. Nach britischen Medienberichten wird die UEFA die Pariser wegen des Verstosses gegen das Financial Fair Play hart bestrafen. Von 60 Millionen Euro und einer Reduzierung des Champions-League-Kaders von 25 auf 21 Profis ist unter anderem die Rede. Nachdem er das frühe Führungstor durch Ezequiel Lavezzi in der dritten Minute bejubelt hatte und bei den Gegentreffern von Foued Kadir (23.) und Paul-Georges Ntep (27.) tief in seinem Sitz versunken war, beteuerte Clubpräsident Nasser Al-Khelaïfi trotz der ungewissen Zukunft: „Wir setzen unser Projekt fort. Niemand stoppt uns.“
Dass die nouveaux riches, die „Neureichen“, in den vergangenen Wochen angesichts des großen Punktevorsprungs in der Liga nicht mehr alles gaben, ist bei allem Ärger der Fans nicht ganz unverständlich. Acht der elf Stammspieler vom Mittwoch gehen mit ehrgeizigen Plänen in die WM und wollen sicher keine Verletzung mehr riskieren: Neben Matuidi und Silva sind das die Italiener Salvatore Sirigu und Thiago Motta sowie Maxwell (Brasilien), Edinson Cavani (Uruguay), Lavezzi (Argentinien) und Cabayé (Frankreich). Der Superstar des Teams und Ligue-Torschützenkönig in spe (25 Treffer), der am Mittwoch nach 35-tägiger Verletzungspause in der 56. Minute unter Ovationen eingewechselte Ibra, macht während der WM allerdings Urlaub.
Angesichts dieser Namen sind Ligatitel Pflicht, hatte Matuidi schon vor Saisonbeginn eingeräumt. Mit einem Saisonetat von 400 Millionen Euro hat Paris mehr als doppelt so viel Geld zur Verfügung wie die reichere Konkurrenz. Ob es für die Gegner aber so schlimm kommt wie jüngst von UEFA-Präsident Michel Platini prophezeit („PSG wird auch die nächsten zehn Jahre Meister“), wird davon abhängen, ob die Kohle aus Katar auch in Zukunft weiter so reichlich fließen darf.