FIFA-Chef Blatter verspottet seine Gegner

Nyon (dpa) - Für seine Herausforderer hat Joseph Blatter nur noch ein müdes Lächeln übrig. Wenige Tage vor Fristende für potenzielle Gegenkandidaten gibt sich der Präsident des Fußball-Weltverbandes äußerst siegesgewiss und wirft der UEFA mit scharfen Worten fehlende Courage vor.

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„Sie wollen mich loswerden. Die Opposition kommt, es ist schade das zu sagen, aus Nyon von der UEFA“, sagte der 78 Jahre alte Schweizer in einem Interview des US-Senders CNN. Der europäische Dachverband und dessen Präsident Michel Platini hätte „nicht den Mut“, einen Kandidaten aus den eigenen Reihen zu nominieren.

Auf die Frage, ob er vor der Abstimmung am 29. Mai in Zürich „nervös“ sei, musste Blatter schmunzeln. Sein jordanischer Vize Prinz Ali Bin al-Hussein durfte nach den wohlwollenden Worten von UEFA-Boss Platini zwar auf die Stimmen der UEFA spekulieren, bekam aber selbst vom Chef seiner eigenen asiatischen Konföderation eine Abfuhr. Die weiteren möglichen Herausforderer wie der frühere FIFA-Funktionär Jérôme Champagne oder der Ex-Profi David Ginola mussten bis zuletzt erst einmal darum kämpfen, die nötigen Unterstützungsbekundungen von fünf Verbänden zu sammeln. Ansonsten sind sie nicht zur Wahl zugelassen.

Auch für Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ist die Kür in vier Monaten in Zürich reine Formsache. „Blatter wird wiedergewählt, da können sich England und Deutschland auf den Kopf stellen“, sagte der Chef der Münchner. „Selbst (UEFA-Präsident) Michel Platini hätte keine Chance gegen Blatter. Solange der kandidiert, gewinnt er. Seine Hausmacht ist zu groß, die große Mehrheit wird ihn wählen.“

Dass die UEFA bis vor der Sitzung ihres Exekutivkomitees am Montag in Nyon keine gemeinsame öffentliche Linie verkündet hatte, sorgte auch bei Rummenigge für Verwunderung. Die Europäische Fußball-Union gebe „vor allem kein geschlossenes“ Bild ab, sagte er dem „Kicker“. „Das muss man kritisch sehen.“

Bei der Exko-Sitzung in Nyon stand die FIFA-Thematik nicht auf der offiziellen Agenda. Dass darüber gesprochen wurde, stand aber außer Frage. Unter anderem Platini hatte vor drei Wochen die Absichtserklärung von al-Hussein für eine Bewerbung begrüßt, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zumindest sein Wohlwollen ausgedrückt. Zuletzt hatte sich zudem noch der niederländische Spielervermittler Mino Raiola ins Gespräch gebracht.

Doch selbst al-Hussein werden angesichts der ungebrochenen Unterstützung beispielsweise aus Afrika für Blatter nur geringe Chancen zugeschrieben. „Ich lade die UEFA und besonders die Führer der UEFA, die mich so bitterlich attackieren, ein. Schließt euch mir an“, verkündete Blatter. Eine vergiftete Einladung - natürlich weiß Blatter, dass Platini & Co. nicht ohne Gesichtsverlust auf seinen Kurs schwenken können und werden.

Bis zum Donnerstag muss jeder Kandidat die Unterstützung von mindestens fünf der 209 FIFA-Mitgliedsstaaten vorweisen. Blatter bekräftigte erneut, dass er eine fünfte Amtszeit anstrebe und nicht freiwillig abtreten wolle. „Es ist nicht mein erster Kampf um die Präsidentschaft. Ich habe immer noch die Überzeugung und glaube an mich und an den Fußball“, sagte der Schweizer.

Als Datum für die Veröffentlichung der Kandidatenliste bei der Wahl beim Kongress Ende Mai in Zürich nannte Blatter in dem CNN-Interview den 7. oder 8. Februar. Zuvor hatte bereits Domenico Scala, der Vorsitzende der Wahlkommission, erklärt, dass das Gremium nach dem 29. Januar noch „etwas Zeit“ brauche bis zur Bekanntgabe der Namen.