Frankreich liegt Ribéry & Co. zu Füßen
Paris (dpa) - Nach vielen Jahren scheint Fußball-Frankreich wieder auf dem Weg zur Weltspitze. Einem 1:1 bei Welt- und Europameister Spanien folgte nun ein 2:1 in Italien. Die „Grande Nation“ jubelt - und sogar der Gegner klatscht den Bleus und Ribéry Beifall.
Franck Ribéry und seine Kollegen der französischen Nationalmannschaft haben die „Grande Nation“ in Festtagsstimmung versetzt. „Es ist schon Weihnachten!“, jubelte die Sportzeitung „L'Équipe“ nach dem 2:1 (1:1)-Prestige- Erfolg der „Bleus“ im Weltmeister-Duell mit Italien groß auf Seite eins. Sogar der sonst eher zurückhaltende Nationaltrainer Didier Deschamps konnte seine Begeisterung nicht verbergen. „Das ist ein fantastisches Ergebnis, ich bin aber vor allem stolz auf die Einstellung und Mentalität meiner Spieler“, sagte der 44-Jährige.
„L'Équipe“ meint, die Franzosen hätten sich im Stadion Ennio Tardini in Parma „ebenso überzeugend“ präsentiert wie vor einem Monat in Madrid beim unerwarteten 1:1 im WM-Qualifikations-Spiel bei Welt- und Europameister Spanien. Vor 20 000 Zuschauern waren die Hausherren zwar durch Stephan El Shaarawy in der 35. Minute in Führung gegangen. Aber schon zwei Minuten später ließ Matthieu Valbuena links außen zwei Gegenspieler wie Slalomstangen stehen und zirkelte aus spitzem Winkel den Ball elegant ins Tor von Salvatore Sirigu. Nach der Pause machte Bafetimbi Gomis (67.) den Sieg perfekt.
Deschamps, seit nur vier Monaten im Amt, setzte auf die Helden von Madrid, nur Stürmer Karim Benzema fehlte wegen Verletzung. Die Unerfahrenheit - sieben der Stammspieler hatten in Parma weniger als 14 Länderspiele aufzuweisen - war der Équipe um das Mittelfeld mit Blaise Matuidi, Moussa Sissoko und Étienne Capoue nicht anzumerken. Auch die Routiniers Patrice Evra und Ribéry setzten viele Akzente, der Flügelflitzer des FC Bayern München verstand sich mit seinem Freund Valbuena auch auf dem Platz prächtig.
Inzwischen sind die „Bleus“ seit dem 1:2 im August 2010 bei Norwegen - seit 13 Spielen und über zwei Jahren - auswärts ungeschlagen. Da ging daheim schnell eine Jubelarie durchs Land. „Das Leben ist schön“, hieß es beim Radiosender „Europe1“, und die Zeitung „Le Parisien“ schrieb: „Wir haben wieder eine Mannschaft (...) man wünscht sich, die WM 2014 wäre schon morgen“.
Das unter Deschamps-Vorgänger Laurent Blanc letztlich gescheiterte „Unternehmen Wiederaufbau“ scheint nach den Pleiten 2008 (EM), 2010 (WM) und 2012 (EM) mit unzähligen Affären und Skandalen unter „DD“ auf gutem Wege. Da klatschte sogar der Gegner Beifall: „Vor allem Ribéry hat mir imponiert, was für eine Technik!“, meinte El Shaarawy.
Bei den Italienern herrschte derweil trotz der fünften Testspiel-Schlappe in Serie keine Weltuntergangsstimmung. Ganz im Gegenteil. „Italien verliert, hat aber Zukunft“, titelte „La Gazzetta dello Sport“. Die junge Garde um El Shaarawy (20) und Mario Balotelli (22) überzeugte. Da zeigte sich auch Cesare Prandelli entspannt. „Ich habe ein gutes Italien gesehen. Wir hatten die Niederlage nicht verdient. Aber in Freundschaftsspielen muss man experimentieren. Das spielen wir nie auf Ergebnis“, versicherte der Trainer der „Azzurri“. Und auch El Shaarawy meinte: „Die neue Nationalelf funktioniert.“
Die Franzosen freuen sich schon auf das nächste Duell. „Jetzt kommt Deutschland“, wies „Le Parisien“ frohlockend auf das Spiel am 6. Februar im Stade de France hin. Gegen die Jungs von Jogi Löw werden Ribéry & Co. endgültig beweisen können, dass Frankreich nach sechs Krisen- und Wirrjahren wieder auf dem Weg zur Weltspitze ist.