Frankreichs Fußball-Granden im freien Fall

Paris (dpa) - Im Fürstentum geht die Angst um. Dem einstigen Vorzeige-Fußballclub AS Monaco droht wenige Monate nach dem Abstieg in die 2. Liga bereits der peinliche Sturz in die 3. Division. Aber auch andere Traditionsvereine Frankreichs sind im freien Fall.

Selbst Fürst Albert II. macht sich Sorgen. Der Niedergang seines heiß geliebten AS Monaco grämt den 53 Jahre alten Monegassen gewaltig. „Er hat mir gesagt, wie sehr er leidet“, verriet dieser Tage Algeriens früherer Fußballstar Rabah Madjer nach einem Treffen mit dem Prinzen. Kein Wunder: Dem siebenfachen französischen Meister droht nur wenige Monate nach dem Abstieg in die zweite Liga (dem ersten nach 35 Jahren) bereits der Sturz in die dritte Division.

Nach dem mageren 2:2 gegen Abstiegskonkurrent Le Mans belegt der Club, der 2004 noch im Finale der Champions League stand, weiter den letzten Tabellenplatz. In 14 Spielen gab es nur einen Sieg. „Monaco, es stinkt nach Fiasko“, titelte die Sportzeitung „L'Équipe“.

Aber nicht nur Monaco, viele andere französische Traditionsclubs verkümmern in den Niederungen. „Harte Zeiten für die historischen Clubs“, stellte die Zeitung „France Soir“ fest. Das Blatt wies darauf hin, dass der sechsfache Landesmeister Girondins Bordeaux in der Ligue 1 gegen den Abstieg kämpft, während einstige Vorzeigeclubs wie der FC Nantes oder Stade Reims in der zweiten Liga dümpeln.

Reims beherrschte den französischen Fußball nach dem 2. Weltkrieg für anderthalb Jahrzehnte. Zwischen 1949 und 1962 gewann der Verein sechs Meistertitel, mit Stars wie Just Fontaine und Raymond Kopa glänzte er auch in Europa. In der Ligue 2 belegt Reims Platz zwei, und es sieht so aus, als ob der Club der Champagner-Region erstmals nach dem Abstieg 1979, einem Konkurs und dem zwischenzeitlichen Sturz in den Amateurfußball die Rückkehr ins Oberhaus schaffen könnte.

Die „Kanarienvögel“ aus Nantes gaben in der Grande Nation in ihren gelben Trikots zusammen mit Rekordmeister AS Saint-Etienne zwischen 1963 und 1983 den Ton an. Nantes gewann in der Zeit sechs Titel. Nach dem Gewinn zweier weiterer Landestitel (1995/2001) ging es rapide bergab. Seit 2009/2010 spielt man nur noch zweitklassig.

Mit dem Einzug ins Finale des Europapokals der Landesmeister (0:1 gegen den FC Bayern München) gab der frühere Michel-Platini-Club Saint-Etienne dem Fußball in Frankreich 1976 einen enormen Popularitätsschub. Nach dem letzten Titel im Jahr 1981 erlebten die „Grünen“ aber eine Achterbahnfahrt mit Auf- und Abstiegen. Seit 2004 spielt man in der Ligue 1, aber nur die Rolle einer grauen Maus.

In der Meister-Rangliste belegen die mit Tristesse und Tormangel kämpfenden Vereine alle oberen Plätze: Saint-Etienne liegt mit zehn Titeln an erster Stelle, Nantes ist Dritter (8) und Monaco Fünfter (7) vor Bordeaux und Reims (je sechs Titel). Nur die beiden Olympiques, Marseille (9) und Lyon (7), können sich noch Spitzenclubs nennen. Für sie alle ist Racing Straßburg wohl das abschreckendste Beispiel.

Der Meister des Jahres 1979 und dreifacher Pokalsieger spielt diese Saison nach einem sportlichen und finanziellen Debakel erstmals in der Clubgeschichte im Amateurfußball in der 5. Liga (CFA2). Der Verein, für den neben vielen französischen Stars wie Youri Djorkaeff und Didier Six auch bekannte deutsche Nationalspieler wie Thomas Allofs, Wolfgang Rolff, Walter Kelsch und Reinhard „Stan“ Libuda gekickt haben, belegt zur Zeit in der Gruppe C nur den fünften Platz.

So weit will man es in Monaco, wo in sechs Jahren vier Präsidenten und sieben Trainer sich die Club-Klinke in die Hand gaben, nicht kommen lassen. „Wir müssen uns fangen“, fordert der berühmteste AS-Profi, Ex-Nationalstürmer Ludovic Giuly (35). Aber der Brasilianer Adriano, seit fünf Jahren bei den Monegassen, hat Zweifel. „Hier kann man sich leicht ablenken lassen, es gibt Sonne, Strand, Kasino... es wurde viel Mist gebaut“. Es schaut düster aus im Schickeria-Paradies.