Frings sorgt für Aufbruchstimmung in Toronto

Toronto (dpa) - Vor dem Start in den Liga-Alltag steht für Torsten Frings noch einmal das Duell mit Superstar David Beckham an. Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler geht am Wochenende in seine zweite Saison der Major League Soccer (MLS) und will mit dem FC Toronto für Furore sorgen.

„Was hier in der Vergangenheit war, ist vorbei. Wir wollen eine neue Ära einleiten, den nächsten Schritt machen und in die Playoffs kommen“, sagte der 35-Jährige. Bevor der Kapitän mit seinem kanadischen Club am Samstag bei Seattle Sounders das erste Ligaspiel der neuen Saison bestreitet, muss er am Mittwoch zunächst für das Viertelfinal-Rückspiel der CONCACAF-Champions-League zum Meister Los Angeles Galaxy reisen.

Vor einer Woche gab Toronto daheim im ersten Duell eine 2:0-Führung noch her und musste kurz vor Schluss das 2:2 hinnehmen. Die Kalifornier haben zwar in Beckham, Landon Donovan und Robbie Keane die namhafteste und beste Offensive, doch Frings hat sich in seiner gesamten Karriere noch nie zu sehr mit dem Gegner beschäftigt. „Wir sollten nicht so viel auf andere Namen schauen, sondern auf uns selbst. Ich glaube hundertprozentig, dass wir weiterkommen.“

Derartiges Selbstvertrauen tut dem TFC gut. Seit fünf Jahren spielt der Verein in der MLS und wartet seitdem auf etwas Vorzeigbares. Die Playoffs wurden regelmäßig verpasst, die für ihre Leidenschaft bekannten Fans oft enttäuscht. Obwohl Toronto in der Vorsaison nur 16. wurde und mit 59 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga stellte, war in der Metropole am Lake Ontario zuletzt ein Aufschwung erkennbar. Landon Donovan sah Toronto gar als das Team, „das sich von der ersten zur zweiten Saisonhälfte am meisten verbessert hat.“ Der Hauptgrund dafür: Torsten Frings.

Der Wühler aus Würselen avancierte umgehend zum Führungsspieler, Fan-Liebling, Vorzeigeprofi - und wurde zum wertvollsten Spieler („MVP“) gewählt. Seine Dankesrede hielt er zur Überraschung vieler sogar in Englisch. Denn bei Interviews hat Frings immer einen Dolmetscher an seiner Seite, braucht den mittlerweile aber nur noch für die Antworten.

Neben Thierry Henry (New York) und David Beckham ist Frings der bekannteste Name der MLS. Seine Bilanz mit zweitem und drittem Platz bei der WM, 79 Länder- sowie mehr als 400 Bundesligaspielen, deutschem Meistertitel und drei Pokalsiegen veranlasste kürzlich die Tageszeitung „Globe and Mail“ sogar zur der Aussage: „Um ehrlich zu sein, es gibt in Toronto keinen anderen Profi mit solch einer Vita wie Frings.“ Und das in einer Stadt, die mit den Maple Leafs den laut Wirtschaftsmagazin „Forbes“ wertvollsten Eishockey-Verein der NHL hat.

Trotz seiner Meriten ist Frings in Kanadas größter City ein stiller Star - und ein bescheidener obendrein. Trainer Aron Winter lässt seinen Defensivspezialisten als zentralen Mann in der Abwehr spielen und nicht als Abräumer im Mittelfeld, wo Frings seine gesamte Karriere verbracht hat. Für ihn sei es nicht wichtig, wo er eingesetzt werde, sondern dass die Mannschaft Erfolg habe, sagt Frings. Er hat vor allem junge Talente um sich, denen er seine Erfahrungen aus 15 Jahren Profifußball in Europa vermitteln möchte. Und er sorgt für Aufbruchstimmung. „Die Zeiten, in denen wir alles herschenken, sind vorbei.“