Rassismusvorwurf Gorilla-Vergleich: FC Everton sperrt Boulevardblatt „Sun“
Liverpool (dpa) - Das britische Boulveard-Blatt „Sun“ hat Hausverbot beim Premier-League-Club FC Everton. Das teilte der Liverpooler Verein auf seiner Webseite mit.
„Die Zeitung muss wissen, dass jeglicher Angriff auf diese Stadt, egal ob gegen eine viel respektierte Gruppe oder einen einzelnen, nicht akzeptabel ist“, hieß es in einer Mitteilung.
Grund ist eine Kolumnenbeitrag des ehemaligen „Sun“-Chefredakteurs Kelvin MacKenzie vom Freitag, in dem Mittelfeldspieler Ross Barkley als Gorilla verunglimpft wird. Liverpools Bürgermeister, Joe Anderson, sah darin eine rassistischen Beleidigung und erstatte Anzeige bei der Polizei. Barkley hat teilweise afrikanische Wurzeln.
Die „Sun“ reagierte auf den Vorwurf betroffen und teilte mit, man werde den Vorfall aufklären, sobald MacKenzie aus dem Urlaub zurück sei. MacKenzie verteidigte den umstrittenen Artikel. „Ich hatte keine Ahnung von Ross Barkleys Familiengeschichte“, sagte er der Nachrichtenagentur PA. Der Rassismusvorwurf sei „jenseits von Parodie“.
Der 70-jährige MacKenzie war als „Sun“-Chefredakteur unter anderem für eine Titelgeschichte zuständig, die den Fans des FC Liverpool die Schuld am Hillsborough-Desaster vom 15. April 1989 gab. Damals kamen 96 Fußballfans in einem tödlichen Gedränge im Stadion von Sheffield ums Leben.
Erst im vergangenen Jahr konnten die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden diesen Vorwurf endgültig entkräften. Eine Untersuchungskommission stellte fest, dass die Polizei für das Unglück verantwortlich war. Dass MacKenzies Gorilla-Vergleich, der ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag des Unglücks veröffentlicht wurde, ein Versehen gewesen sein soll, bezweifeln viele Beobachter. Beim FC Liverpool sind „Sun“-Reporter schon seit mehreren Monaten nicht mehr erwünscht.