Griechischer Fußball am Boden: Ranieri hört auf
Athen (dpa) - Viereinhalb Monate nach dem Einzug ins WM-Achtelfinale und zehn Jahre nach dem EM-Titel liegt Griechenlands Fußball am Boden. Nach der Blamage gegen die Färöer trat Claudio Ranieri als Nationaltrainer zurück.
Zunächst hatte sich der Italiener nach der peinlichen 0:1-Niederlage gegen die Kicker von den Schafsinseln noch gegen seine Demission gewehrt, obwohl ihn die Verbandsführung bis spät in die Nacht bearbeitete. Ranieri berief sich laut Medienberichten auf seinen Zweijahresvertrag und forderte die vereinbarte Summe von 1,6 Millionen Euro als Abfindung. Schließlich habe er sich mit weniger zufriedengegeben, hieß es.
Doch am Tag nach der Pleite in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 beherrschte nicht das sportliche Trauerspiel die Schlagzeilen. Denn in der Nacht zum Freitag hatte ein anderer Vorfall das Land erschüttert. Unbekannte hatten in Athen den früheren Referee und heutigen Stellvertretenden Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses Christoforos Zografos überfallen und krankenhausreif geschlagen. Der nationale Verband EPO setzte daraufhin alle Liga-Spiele bis auf weiteres aus.
Man werde keine Schiedsrichter ernennen, bis der Staat und die Clubs ihrer Verpflichtung nachkommen, für ein sicheres Umfeld zu sorgen, hieß es. „Ermordeter Fußball“ titelte das Sportblatt „Sport Day“ am Samstag. „Der griechische Fußball ist auf einem Tiefpunkt angelangt“, schrieb die Zeitung „Sport Day“.
Auf der Sitzung des Verwaltungsrats der Super League am Freitagnachmittag kam es zu einem weiteren Eklat, als der Präsident von Rekordmeister Olympiakos Piräus, Vangelis Marinakis, anklingen ließ, dass der Chef des Traditionsclubs AEK Athen, Dimitris Melissanidis, hinter der Attacke stand. Dieser habe Zografos für ein Spiel Schiedsrichter seiner Wahl aufdrängen wollen. Dass sich die griechische Justiz im Moment auch noch mit mutmaßlich manipulierten Spielen beschäftigt, wirkt dabei fast wie eine Randnotiz.