Griff an Po: Platzverweis - Chile träumt vom Copa-Titel
Santiago de Chile (dpa) - Der Griff an seinen Hintern war der Anfang vom Ende für Edinson Cavani und Uruguay. Es war nur ein kurzer Grapscher von Chiles Gonzalo Jara. Doch die provokante Geste, kombiniert mit unschönen ins Ohr geflüsterten Worten, erfüllte ihren Zweck.
Uruguays Superstar verlor kurz die Fassung und verpasste dem Abwehrspieler von Mainz 05 eine leichte Backpfeife. Damit war Cavanis Abend im Viertelfinale der Copa América gelaufen.
Die Gelb-Rote Karte brachte den Fußballer von Paris St.-Germain kurz außer Fassung. Zwei Mitspieler mussten den aufgebrachten Stürmer vor weiteren Dummheiten bewahren. „Wir wollen das nicht als Entschuldigung nehmen. Aber diese Szene hat uns völlig machtlos gemacht“, sagte Uruguays Abwehrspieler Maxi Pereira. Unter hämischen Rufen des chilenischen Publikums schlich Cavani aus dem Stadion. Etwa eine Viertelstunde danach gelang Mauricio Isla (81. Minute) der Treffer, der Chile ins Halbfinale beförderte und vom allerersten Titel bei der Copa träumen lässt.
Für Cavani war es dagegen der zweite Rückschlag innerhalb kurzer Zeit. Erst am Vortag hatte der 28-Jährige von einem schlimmen Unfall seines Vaters erfahren. Luis Cavani war in Uruguay festgenommen worden, weil er in vermutlich betrunkenem Zustand einen Verkehrsunfall verursacht hatte. Ein Motorradfahrer war dabei ums Leben gekommen.
Weder Cavani noch Jara wollten nach dem hitzigen Viertelfinal-Duell etwas sagen. Dafür hatte Uruguays Trainer Óscar Tabárez einen „ganz bitteren Geschmack im Mund“. „Ich beziehe mich nur auf die Fernsehbilder. Da sieht man die Realität“, sagte der enttäuschte Coach. Auch er war von Schiedsrichter Sandro Ricci vorzeitig auf die Tribüne geschickt worden. Jaras Provokationen blieben ungestraft. Bisher.
Doch Jara könnte für seinen Po-Grapscher nachträglich gesperrt werden. Die Disziplinar-Kommission des südamerikanischen Fußball-Verbandes CONMEBOL werde eine Untersuchung einleiten, teilte sie mit.
Berauscht vom ersten Copa-Sieg gegen Uruguay seit 1983 sahen die Chilenen die Schuld für die Eskalation beim Gegner. „Es ist immer das Gleiche mit Uruguay“, sagte Stürmer Alexis Sánchez. „Sie wollen streiten, sie wollen diskutieren.“ Schon beim letzten Copa-Duell zwischen „La Roja“ und „La Celeste“ waren 2011 neun Gelbe Karten verteilt worden. Selbst nach dem Abpfiff spielten sich am Mittwochabend (Ortszeit) in Santiago noch chaotische Szenen ab.
Chiles Staatspräsidentin Michelle Bachelet, die in ihrem Heimatland „die Chefin“ genannt wird, schien das weniger zu interessieren. „Chile braucht Freude“, sagte die 63-Jährige. Schließlich hat das Team von Jorge Sampaoli jetzt die große Chance auf den Finaleinzug. Und den ersten Titel überhaupt.