Haftstrafen für serbische Hooligans in Genua
Genua (dpa) - Fünf Monate nach den schweren Krawallen beim EM-Qualifikationsspiel in Genua sind vier serbische Fußball-Hooligans in Italien zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Der mutmaßliche Anführer Ivan Bogdanov bekam am Dienstag drei Jahre und drei Monate Haft. Gegen die drei weiteren Krawallmacher verhängte das Gericht in Genua Haftstrafen von drei Jahren, zwei Jahren und acht Monaten sowie zwei Jahren und sechs Monaten.
Damit folgte Richterin Annalisa Giacalone dem Antrag von Staatsanwältin Cristina Camaiori. Vier weitere serbische Hooligans hatten sich bereits Anfang Februar mit der italienischen Justiz vor Eröffnung eines Prozesses auf Haftstrafen von zwei Jahren geeinigt.
Der Verteidiger der Serben warf der Justiz vor, mit zweierlei Maß zu messen: „Wären sie keine Serben, hätten sie nicht bereits fünf Monate im Gefängnis gesessen“, meinte Anwalt Riccardo Di Rella. Andere Randalierer seien in der Vergangenheit trotz schwerwiegender Taten nach kürzester Zeit wieder freigelassen worden.
Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Serbien war am 12. Oktober wegen der Randale im serbischen Fan-Block zunächst mit 35-minütiger Verspätung angepfiffen und dann in der siebten Spielminute abgebrochen worden. Die Hooligans hatten Sicherheitsnetze zerschnitten und Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen.
Als sie Absperrungen zu den Nachbartribünen einzureißen versuchten, befürchteten die Sicherheitskräfte eine Massenpanik, die zu einer Tragödie wie im Brüsseler Heysel-Stadion hätte führen können. Dort waren 1985 beim Europacupspiel zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool 39 Menschen ums Leben gekommen. In Genua wurden 17 Menschen verletzt. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wertete die Partie mit 3:0 für Italien.
Die Bilder des blindwütig randalierenden Bogdanov hatten für großes Aufsehen gesorgt. Der Serbe bestritt zunächst vermutete politische Motive. Ziel ihrer Randale seien vielmehr ein Funktionär des serbischen Fußballverbands und vor allem Nationaltorwart Vladimir Stojkovic gewesen, den die Fans von Roter Stern Belgrad wegen seines Wechsels zu Partisan Belgrad für einen Verräter halten. Er habe das EM-Qualifikationsspiel nicht zum Abbruch bringen wollen, erklärte Bogdanov.