Harte Kritik an Nullnummer-Kroaten
Zagreb (dpa) - Nach der Rückkehr aus Reykjavik mussten sich Mario Mandzukic, Ivica Olic und Co. fühlen wie große Versager - dabei ist das WM-Ticket für Kroatiens Fußballer noch längst nicht verspielt.
„Eine Schande, dass wir uns nicht gegen eine solche Mittelmäßigkeit wie Island qualifiziert haben. Nach einem solchen Spiel in Reykjavik haben wir die WM vielleicht auch nicht verdient - außer, wir machen in Zagreb ein Spiel mit Erinnerungswert“, schrieb die Zeitung „Jutarnji list“ nach dem 0:0 im Playoff-Hinspiel.
Gegen wacker kämpfende Isländer hatten die Kroaten trotz Dauerdrucks, rund 40 Minuten Überzahl und guter Chancen nicht den beruhigenden Auswärtssieg einfahren können. „Die Nationalelf hat nach den letzten Fehltritten offensichtlich das Selbstvertrauen verloren. Warum so viel Angst? Island ist doch nicht Brasilien“, hieß es bei TV-Nova.
Island ist nicht Brasilien, aber in Brasilien vielleicht dabei - und zwar dann als WM-Land mit den wenigsten Einwohnern (etwa 320 000). An den Zuckerhut-Coup glauben die großen Außenseiter aus dem Nordatlantik weiterhin - und sind nun in ihrem Selbstbewusstsein durch eine leidenschaftliche Defensivleistung gestärkt. „Es war sehr wichtig, keinen Gegentreffer zu kassieren und wenn wir ein Tor machen in Kroatien, müssen sie zwei machen. Also sind wir definitiv noch dabei“, sagte Islands schwedischer Trainer Lars Lagerbäck, der 2006 sein Heimatland und 2010 Nigeria bei der WM betreut hatte.
Kroatiens Trainer Niko Kovac - in der Bundesliga als Ex-Spieler bestens bekannt - glaubt fest an seine persönliche WM-Premiere als Trainer. „Ich bin unzufrieden aber doch überzeugt, dass wir nach Brasilien fahren werden“, sagte der gebürtige Berliner. „Das 0:0 ist kein schlechtes Resultat. Vor heimischem Publikum in Zagreb wird die Mannschaft das Weiterkommen sicherstellen“, versprach Kovac.
Dafür benötigen die Kroaten Minimum ein Tor. Das wollte in Reykjavik auch nach der Roten Karte gegen Olafur Skulason für eine Notbremse am Wolfsburger Ivan Perisic (51.) nicht gelingen. „Das ist, was ich 'Füreinander arbeiten' nenne“, beschrieb Islands Kapitän Aron Gunnarsson den Kraftakt. „Wir haben definitiv eine Chance, zur WM zu gehen.“ Dann müssten sich Mandzukic, Olic und Co. allerdings tatsächlich wie Versager fühlen.