Steuerbetrugsvorwürfe „Heikle Stunden“ für Ronaldo: Aussage vor der Richterin
Madrid (dpa) - Das Ende seines Urlaubs wird für Cristiano Ronaldo richtig unangenehm. Am Montag muss der Portugiese der Ermittlungsrichterin in Pozuelo de Alarcón bei Madrid Rede und Antwort stehen.
Nach 33 freien Tagen, die er mit seiner Entourage um Freundin Georgina vor allem auf einer Jacht im Mittelmeer sowie mit Shopping- und Gastronomie-Touren auf Ibiza und Mallorca verbrachte, erwartet den Fußball-Star ein entscheidender Termin. Dabei geht es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro, den Ronaldos Anwälte jedoch schon öffentlich zurückgewiesen haben. „Heikle Stunden für den Star“, titelte die Sportzeitung „Mundo Deportivo“.
Dem Profi von Real Madrid droht eine mehrjährige Haftstrafe. Von fünf bis sieben Jahren ist die Rede. Die Probleme dürften für den Profi aber schon viel früher beginnen: Die Vernehmung durch die als sehr hart geltende Richterin Mónica Gómez Ferrer findet zwar hinter verschlossenen Türen statt. Um ins Gerichtsgebäude zu kommen, wird Ronaldo aber an über 150 akkreditierten Journalisten aus aller Welt sowie wohl auch an Dutzenden von Schaulustigen vorbei müssen.
Wie das ist, bekam auch Ronaldos sportlicher Erzrivale Lionel Messi schon zu spüren. Der ebenfalls des Steuerbetrugs beschuldigte Argentinier wurde bei seinen Gerichtsterminen wüst beschimpft und aufgefordert: „Gib's Geld zurück!“. Der Chefanwalt des Finanzamtes verglich ihn sogar mit einem Mafiaboss. Am Ende gab es eine 21-monatige Haftstrafe. Strafen bis zu zwei Jahren werden bei nicht vorbestraften Angeklagten meist zur Bewährung ausgesetzt.
Im Fall des Argentiniers dauerte das gesamte Verfahren fast vier Jahre, ähnlich lang dürfte es sich auch bei Ronaldo hinziehen. Die Richterin hat bis zu 18 Monate Zeit, um eine die Entscheidung über eine Prozesseröffnung zu treffen. Sie kann den Fall auch zu den Akten legen. Dass sie das tut, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich. Die Ausrede, CR7 habe Papiere unterschrieben, ohne Kenntnis von der Sache zu haben, „wird ihm niemand abkaufen“, sagten von der Zeitung „El Mundo“ am Sonntag zitierte Experten.
Ronaldo soll laut Staatsanwaltschaft zwischen 2011 und 2014 Millioneneinnahmen aus Bildrechten „bewusst“ am Fiskus vorbeigeschleust haben. Für den Steuerbetrug habe der Teamkollege von Weltmeister Toni Kroos im Jahr 2010 - ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real - auf den Britischen Jungferninseln und in Irland ein Unternehmensgeflecht geschaffen.
Ronaldo, der im Frühjahr mit Real die spanische Liga und die Champions League gewonnen und viele entscheidende Tore erzielt hatte, sagte zu den Vorwürfen nicht viel. Vor dem Confed Cup in Russland rief er Journalisten zu, er habe ein „ruhiges Gewissen“. Rechtsanwalt António Lobo Xavier versicherte, sein Mandant sei „Opfer einer Ungerechtigkeit“. Das Thema der Bildrechte sei eine derart „komplizierte Materie“, dass man bei Irrtümern nicht den Spieler, sondern allenfalls die Berater zur Rechenschaft ziehen müsse.
Manager Jorge Mendes, der wegen der Steuerprobleme vieler seiner Schützlinge wie Ronaldo, Radamel Falcao und Trainer José Mourinho ebenfalls im Visier der spanischen Justiz steht, ließ über sein Unternehmen Gestifute in Lissabon mitteilen, es habe bei CR7 „keine Betrugs- und keine Verschleierungsabsicht“ vorgelegen.
Ronaldo verbrachte das Wochenende Medienberichten zufolge damit, mit seinen Anwälten eifrig die Anhörung vorzubereiten. Am Dienstag will er allein das Training aufnehmen, am Freitag soll er sich seinen Clubkollegen in den USA anschließen. Am 8. August steht dann schon das Duell um den UEFA-Supercup gegen Manchester United an.
Mit der Solidarität von Fans und Medien kann Ronaldo derweil nicht unbedingt rechnen - zumal die portugiesische Zeitung „A Bola“ von Empörung und Abwanderungsabsichten berichtete, die in Madrid schlecht ankamen. „Es ist weder verständlich noch akzeptabel, dass die Stars, die Unsummen verdienen, den Fiskus umdribbeln“, schrieb die Madrider Zeitung „AS“. „La Vanguardia“ betonte: Nicht nur die Finanzbehörden, sondern die gesamte Gesellschaft sei betrogen worden.