„Heimlicher Held“ von Besiktas: Beck fühlt sich wohl
Istanbul (dpa) - Als der Kellner in Andreas Becks Istanbuler Stammlokal erfährt, dass dieser gleich zum Interview erscheinen wird, strahlt er über das ganze Gesicht. Beck sei immer freundlich - „anders als die meisten Fußballprofis“ - und behandle jeden mit Respekt.
„Er kommt hier als Person und Fußballer sehr gut an.“ - So lässt sich die bisherige Zeit des 29-jährigen Ex-Hoffenheimers beim türkischen Erstligisten Besiktas gut zusammenfassen.
Beck hat den Schritt im vergangenen Sommer vom beschaulichen Kraichgau, wo der Außenverteidiger sieben Jahre lang alle Höhen und Tiefen von 1899 Hoffenheim miterlebte und zuletzt Kapitän war, in die Weltstadt Istanbul sehr gut gemeistert. „Ich hatte natürlich die Hoffnung, dass es gut läuft. Aber meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen“, sagt er.
Mit Besiktas hat Beck nach einer starken Hinrunde und der Herbstmeisterschaft gute Aussichten auf den ersten Meistertitel seit 2009. Der deutsche Ex-Nationalspieler hat sich schnell etabliert und ist neben Mitspieler Atiba Hutchinson der einzige Akteur, der in der Süper Lig und Europa League jede Spielminute absolvierte. Fans und Presse schätzen seine Disziplin und Abwehrarbeit. Mit „Heimlicher Held Beck“ betitelte die Nachrichtenagentur IHA eine Reportage über den Blondschopf.
Der frühere Nationalspieler und TV-Experte Ridvan Dilmen bezeichnet ihn als „wirklich guten Außenverteidiger“ und als einen der Vorteile, die Besiktas in diesem Jahr gegenüber den zwei Erzrivalen Fenerbahce und Galatasaray habe.
Auf der Straße schafft Beck kaum 20 Meter, ohne von Fans um ein Selfie gebeten zu werden. Die für ihre Heißblütigkeit bekannten Besiktas-Anhänger haben es ihm angetan. „Das sind die wohl besten Fans, die ich bis jetzt erlebt habe. In Deutschland sind Fans von Clubs wie Dortmund oder Schalke auch sehr leidenschaftlich, aber die Unterstützung hier ist schon außergewöhnlich.“
Seine Popularität weiß die Marketingabteilung des Vereins zu nutzen: Im Herzen der Stadt, wo Besiktas gerade ein neues Stadion baut, wird man von Beck auf einem riesigen Banner begrüßt, das ihn gleich neben Trainer Senol Günes und ausgewählten Mitspielern wie Stürmerstar Mario Gomez zeigt.
Das Leben in Istanbul beschreibt Beck als „unfassbar intensiv“. Schon sein täglicher Weg zum Training führt ihn über die Bosporus-Brücke, einmal von Europa nach Asien und zurück. „Die Stadt ist so weitläufig, man findet hier alles. Es gibt Stadtteile, die allein so viele Einwohner haben wie etwa Stuttgart, das ist schon der Wahnsinn. Istanbul ist eine unglaublich faszinierende Metropole.“
Um sich das Einleben zu erleichtern, übt er mit einem Privatlehrer und verschiedenen Apps regelmäßig Türkisch. „Für mich ist es wichtig, dass ich mich mit den Menschen hier unterhalten kann. Das ist auch eine Frage des Respekts, zumal ich hier super aufgenommen wurde.“
Nach dem ersten halben Jahr fühlt sich Beck also rundum wohl in seiner neuen sportlichen Heimat. Und auch das Thema Nationalmannschaft hat er noch nicht abgehakt: „Ich weiß, dass der Bundestrainer die türkische Liga auf dem Schirm hat. Er war während der Vorrunde ja mal in Istanbul und hat sich auch ein Spiel von uns angeschaut. Vielleicht gefällt ihm ja auch, was ich hier so mache.“