„Historischer Tag“ für Chile - „La Roja“ vor erstem Titel

Santiago de Chile (dpa) - Chile träumt weiter vom ersten Titel überhaupt - doch die Mannschafts-Party nach dem Finaleinzug bei der Copa América vor eigenen Fans blieb erstmal aus.

Foto: dpa

Das Endspiel sei eine „Verpflichtung“, erinnerte Coach Jorge Sampaoli, als sich bei seinen Fußballspielern nach Schlusspfiff Erleichterung und Freude breitmachten. Er selbst hatte nach dem erlösenden Abpfiff nur kurz die Arme gen Himmel gereckt, ehe er eilig in die Kabine verschwand.

Um das Team herum hatte die Euphorie da schon längst einen neuen Höhepunkt erreicht. „La Roja besiegt Peru und greift im Finale der Copa América nach dem Ruhm“, titelte die chilenische Zeitung „La Tercera“. Nach dem wenig eindrucksvollen, aber effektiven 2:1-Erfolg über das Nachbarland schaltete sich auch wieder Präsidentin Michelle Bachelet ein: „Es war ein historischer Tag.“ Chile habe als Team gespielt, „stark gekämpft und das gibt uns die Energie, bis zum Ende durchzuhalten“. Die 63-Jährige hat noch kein Copa-Spiel ihres Teams verpasst. „Wir haben gelitten, aber jetzt feiern wir“, rief sie ihre Landsleute auf.

Sampaoli versuchte dagegen, die Feierstimmung zu bremsen. „Wir waren ängstlicher und viel nervöser als in den vorangegangen Spielen“, erkannte er. „Die Angst hat heute ein bisschen gegen uns gespielt“, sagte der 55-Jährige. Gemeint war der Druck vor eigenem Publikum. Bereits der starke WM-Auftritt 2014 hat die Hoffnungen der Chilenen auf den ersten Titel geschürt. Nun ist der Premieren-Sieg bei der Copa im 37. Anlauf nahe - und die Erwartungen vor dem Heimfinale der Kontinentalmeisterschaft Südamerikas am 4. Juli (22.00 Uhr MESZ) sind groß wie nie.

Was das zur Folge hat, war im hitzigen Halbfinale zu sehen: Chile agierte trotz Überzahl nach einer frühen Roten Karte gegen Eintracht Frankfurts Verteidiger Carlos Zambrano (20. Minute) größtenteils verkrampft. „Wir müssen uns locker machen. Wir müssen ruhiger sein und mehr Geduld haben. Manchmal sind wir zu ungestüm“, schimpfte Torwart Claudio Bravo vom FC Barcelona.

Die Kritik richtete sich vor allem an Arturo Vidal. Mit frisch frisiertem Irokesen-Schnitt war der 28-Jährige vom italienischen Double-Sieger Juventus Turin einem Platzverweis nur knapp entgangen: Er hatte Zambrano bereits nach wenigen Minuten mit einem Schubser samt Griff ins Gesicht provoziert. Von der sogenannten Goldenen Generation um Vidal, Alexis Sanchez, Jorge Valdivia und Gary Medel war nur wenig zu sehen gewesen. Man müsse sich bei Matchwinner Eduardo Vargas für die Entscheidung per Doppelpack bedanken, betonte Sampaoli.

„Wir haben ein Endspiel erreicht. Das macht uns und das ganze chilenische Volk glücklich. Aber gewonnen haben wir immer noch nichts“, mahnte Valdivia vor dem Endspiel im Nationalstadion gegen Argentinien oder Paraguay. In den beiden bisherigen Finals 1979 und 1987 hatte Chile den Platz jeweils als Verlierer verlassen.