Holland unter Druck - Alle EM-Teams im Einsatz

Frankfurt/Main (dpa) - 100 Tage vor Beginn der Fußball-EM in Polen und der Ukraine proben sämtliche 16 Teilnehmer den Ernstfall. Neben dem deutschen Duell mit Frankreich birgt am Mittwoch vor allem der Auftritt der Niederländer in England viel Zündstoff.

Während die „Three Lions“ noch nach Trainer und Kapitän fahnden, suchen die Holländer ihre Form. Für die anderen beiden deutschen Gruppengegner Dänemark und Portugal steht der europäische Großkampftag unter dem Motto „Jugend forscht“.

Drei Spiele lang haben die Niederländer nicht mehr gewonnen. Vor allem das desillusionierende 0:3 gegen die DFB-Elf in Hamburg Mitte November hängt dem Vize-Weltmeister noch in den Knochen. Hinzu kommt, das zahlreiche Stars wie der Münchner Arjen Robben oder Wesley Sneijder von Inter Mailand ihrer Topform meilenweit hinterherhinken. Bondscoach Bert van Marwijk schlägt vor dem Klassiker daher Alarm. „Vor zwei Jahren auf dem Weg zur WM sah es deutlich besser aus“, sagte der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund.

Das Oranje-Team hofft, von der Aura des Fußball-Tempels in Wembley zu neuen Höchstleistungen inspiriert zu werden. „Wembley hat etwas Magisches“, sagte Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar. Noch ist offen, ob Huntelaar in London überhaupt von Beginn an ran darf. Auch ohne den verletzten Rafael van der Vaart bleibt die Offensiv-Power der Niederländer beeindruckend.

Vor allem Robin van Persie mischt beim FC Arsenal mit seinen Treffern derzeit die Premier League auf und ist in seiner Wahlheimat ganz besonders motiviert. „Ich bin heiß auf das Spiel“, sagte van Persie. Schalkes Trainer Huub Stevens sprach sich unlängst dafür aus, van Persie und Huntelaar gemeinsam spielen zu lassen - van Marwijk hielt sich bedeckt und hat trotz einiger Probleme großes Vertrauen in sein Starensemble: „Die Form kann bei den Spielern schnell wiederkommen.“

Beim deutschen EM-Auftaktgegner Portugal richten sich vor der Partie beim Mitausrichter Polen wieder einmal alle Augen auf Cristiano Ronaldo. Mit seinem Hackentor am vergangenen Wochenende stellte der Flügelflitzer von Real Madrid wieder einmal sein Ausnahmekönnen unter Beweis. Nationalcoach Paulo Bento will sich nicht nur auf Ronaldo verlassen und testet im Stadion des EM-Eröffnungsspiels deshalb den international bislang völlig unbekannten Nélson Oliveira. „Er ist ein Spieler mit Potenzial und enormer Qualität“, sagte Bento über den 20 Jahre alten Offensivspieler von Benfica Lissabon.

Auch bei den Dänen steht gegen Russland ein Youngster im Blickpunkt. Der erst 19 Jahre alte Verteidiger Jores Okore vom FC Nordsjælland gilt als einer der interessantesten Spieler des Landes. Der in der Elfenbeinküste geborene Verteidiger tauchte erst im August 2011 zum ersten Mal in der ersten dänischen Liga auf und wird bereits jetzt von Topclubs wie dem FC Liverpool gejagt.

Mit Kroatien gegen Schweden und Irland gegen Tschechien gibt es zwei weitere Direkt-Duelle zwischen EM-Teilnehmern. Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann gastiert mit den USA in Italien. „Die Italiener wollen zeigen, dass sie mit allen Topteams mithalten können“, sagte Klinsmann vor der Partie in Genua. „Wir befinden uns dagegen im Neuaufbau und wollen Schritt für Schritt näher an die Weltspitze heranrücken.“