Torwart-Legende Dino „Nazionale“ Zoff wird 70
Rom (dpa) - Er ist schweigsam, oft nachdenklich und damit alles andere als ein typischer Italiener. Und dennoch hat es Dino Zoff bis zum Volkshelden gebracht. Noch heute nennen die Tifosi ihren legendären Torwart liebevoll „Dino Nazionale“.
Am Dienstag feiert Italien seinen 70. Geburtstag.
Als einziger Spieler des Landes gewann er mit den „Azzurri“ den Welt- und Europameistertitel. 1982 wurde er im stolzen Alter von 40 Jahren als ältester Profi der Geschichte Weltmeister. 2000 führte er die „Squadra Azzurra“ als Nationaltrainer ins EM-Finale.
Die Gratulationscour wird der „große Schweiger“ aus dem Friaul mit seiner gewohnt stoischen Ruhe über sich ergehen lassen. Große Gesten und Worte waren noch nie seine Sache. Während andere das Rampenlicht und den Starkult genossen, schien der Rummel um den „calcio italiano“ für Zoff stets ein lästiges Übel zu sein.
Auf seinem Weg in den Profi-Fußball ließ sich der gelernte Automechaniker nicht beirren: Obwohl er als Jugendlicher für einen Keeper recht klein war, wollte er partout zwischen die Pfosten. Sein riesiges Talent, Fleiß und ein später Wachstumsschub ließen seinen Traum wahr werden. Bei seinem Heimatclub Udinese Calcio unterschrieb Zoff 1961 seinen ersten Profivertrag, Ende der 1960er Jahre gelang ihm beim SSC Neapel der Durchbruch und mit Juventus Turin in den 70er Jahren schließlich der Sprung in die absolute Weltspitze.
Für Juve spielte er 330 Partien am Stück. Der überragende Schlussmann gewann mit den Turinern sechs Meistertitel und einmal den UEFA-Cup. Zum Nationalhelden aber machten ihn erst seine Glanzparaden in der „Squadra Azzurra“. 1968 wurde Zoff mit Italien Europameister, 14 Jahre später Weltmeister. Als Kapitän reckte er nach dem 3:1-Finalsieg über Deutschland im Madrider Bernabeu-Stadion den Weltmeister-Pokal in den Himmel.
Als 40-Jähriger trat „Dino Nazionale“ nach dem WM-Triumph und 112 Länderspielen auf dem Höhepunkt seiner Torhüter-Karriere zurück. Als Coach gelang ihm dies nicht. Nach Trainerstationen in Turin, wo er 1990 mit Juve den UEFA-Cup holte, und bei Lazio Rom führte er 2000 als Nationalcoach die „Azzurri“ zur EM in den Niederlanden und Belgien. Im Finale verloren die Italiener durch ein „Golden Goal“ in der Verlängerung gegen Frankreich mit 1:2.
Verärgert über die harsche Kritik in der Heimat trat Zoff zurück. Vor allem die Vorwürfe des damaligen Ministerpräsidenten und AC Milan-Boss Silvio Berlusconi hatten ihn verletzt. Berlusconi hatte ihm taktische Fehler und indirekt mangelnde Intelligenz vorgeworfen. Auch die Sportpresse stand selten aufseiten des unspektakulär auftretenden Trainers.
Nach seinem Abschied von der Nationalelf gab Zoff nur noch Kurz-Gastspiele auf der Trainerbank bei Lazio und dem AC Florenz. Für die „Tifosi“ aber ist „Dino Nazionale“ bis heute einer der Größten.