Hype um „The Normal One“ Klopp

Liverpool (dpa) - Im Fanshop des FC Liverpool liegt bereits die Jürgen-Klopp-Kollektion in den Regalen, und Trainer-Legende Sir Alex Ferguson befürchtet gar neue Konkurrenz für seinen Herzensverein Manchester United.

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„The Normal One“ Klopp hat mit seinem Wechsel zum ruhmreichen Club von der Anfield Road sogar für englische Verhältnisse einen unnormal großen Wirbel ausgelöst. In den Blättern war das Echo auf den ersten Auftritt des früheren Meistertrainers von Borussia Dortmund fast durchweg positiv. Der „Mirror“ urteilte etwa, dass Klopp eine Aura des Optimismus um den Club herum verbreitet habe.

Das kann sich auch Ferguson - mit einem unguten Gefühl - vorstellen. „Starke Persönlichkeit, sehr stark, sehr eigensinnig und entschlossen [...] Es ist eine gute Verpflichtung. Ich bewundere ihn. Er wird es gut machen“, sagte der langjährige Manchester-Coach dem Sportkanal ESPN. „Ich mag das gar nicht sagen, weil ich besorgt bin. Es ist Liverpool.“ Unter Ferguson hatte United einst den großen Rivalen Liverpool als Nummer eins auf der Insel abgelöst.

Allerdings kritisierte er, dass Klopp seiner Meinung nach bei Entscheidungen über Spieler-Transfers nicht das alleinige Sagen habe. „Wenn man seinem Trainer nicht traut, warum hat man ihn dann?“, ergänzte Ferguson.

Aktuell sind sie an der Anfield Road von ihrem neuen Coach aber hellauf begeistert. Nur einen Tag nach der Vorstellung des zweiten deutschen Trainers in der Premier League haben die „Reds“ bereits eine Kollektion von Klopp auf den Markt gebracht. So gibt es ein T-Shirt mit dem Aufdruck „The Normal One“ und einer Klopp-Brille für 15 Pfund zu kaufen. Für die Kleinen ist das LFC Klopp Kids Shirt für zwölf Pfund im Sortiment und die beim Coach so beliebte Baseball-Kappe ganz in rot ist für acht Pfund zu erwerben.

Klopp hatte bei seiner offiziellen Präsentation am Freitag in Liverpool vor allem mit seinem Bonmot „I am the Normal One“ Schlagzeilen gemacht - womit er sich demonstrativ von Chelsea-Coach José Mourinho absetze, der sich selbst als „The Special One“ bezeichnet hatte. Der 48 Jahre alte Ex-Dortmunder tritt mit einem Drei-Jahresvertrag beim Tabellenzehnten an - das erste Spiel ist am 17. Oktober gegen Tottenham Hotspur in London.

Es gibt auch warnende Stimmen. Zwar habe Klopp bei seinem ersten Gang vor die Presse den rechten Ton getroffen und sich als „charismatischer Typ“ ohne „Hokus-Pokus-Philosophie“ präsentiert, meinte der „Mirror“. Doch zugleich warnte das Blatt: „Die Aufgabe, die der Ex-Dortmunder vor sich hat, ist knallhart.“

Vor allem müsse er eine Menge Geld für neue Spieler ausgeben. „Louis van Gaal musste 150 Millionen Pfund in einem einzigen Transfer-Fenster ausgeben, um Manchester United wieder zurück unter die ersten Vier der Tabelle zu kriegen.“ Klopp müsse „mindestens genauso viel ausgeben“, um Liverpool wieder an die Spitze zu bringen. 150 Millionen Pfund - das wären rund 200 Millionen Euro.

Mehrere Zeitungen betonten, dass Klopp bereits am ersten Tag unmissverständlich klargemacht habe, wer von nun an beim 18-maligen englischen Meister das Sagen habe. „Der neue Klopp vergeudete keine Zeit, um seine Forderungen zu stellen - und sagte, dass Rebellen rausfliegen würden“, fasste die „Sun“ den ersten Auftritt bei dem Traditionsverein zusammen.

Klopp, der den Job des glücklosen Brendan Rodgers übernahm, hatte sich am Freitag überzeugt gezeigt, dass jetzt die rechte Zeit für einen Neustart in Liverpool gekommen sei. In einer Blitz-Onlineumfrage des „Telegraph“ zeigten sich gut zweieinhalb Stunden nach Pk-Ende 80 Prozent der Befragten „sehr beeindruckt“. Der „Express“ hob hervor, dass es nicht eine dieser „faden Pressekonferenzen“ gewesen sei.

Auch der ehemalige deutsche Nationalspieler und langjährige Liverpool-Profi Dietmar Hamann lobte via Twitter: „Großartiger Start für Klopp. Die Demut, die er zeigte, war erfrischend.“ Und der langjährige Liverpool-Kapitän Steven Gerrard schickte via Twitter „beste Wünsche für Mister Klopp“ nach Anfield.