Israel feiert Überraschungs-Meister Kirjat Schmona

Jerusalem (dpa) - Es ist kein gewöhnlicher Titel. Es ist ein Triumph, der Jubel in einem Ort erklingen lässt, an dem früher Raketen einschlugen. Die israelische Stadt Kirjat Schmona vor der Grenze zum Libanon ist im Ausnahmezustand.

Die 23 000 Einwohner feiern Meister Hapoel Kirjat Schmona.

Mit 16 Punkten Abstand zum Tabellenzweiten Maccabi Haifa sicherte sich der junge Verein schon fünf Tage vor Saisonschluss seinen Meistertitel. Für diesen sensationellen Erfolg reichte ein unspektakuläres 0:0 gegen Verfolger Hapoel Tel Aviv.

„Kein Zweifel: Der Titel bringt einen Herzschlag in diese Stadt. Er bringt viele lachende Gesichter an einen sehr schwierigen Ort“, sagte Trainer Ran Ben Shimon. Der Ort Kirjat Schmona im Norden des Landes liegt beschaulich an Nebenflüssen des Jordans. Über Jahre war er das Ziel von Raketenangriffen aus dem benachbarten Libanon, vor allem vom palästinensischen Militär. Während des Krieges im Sommer 2006 flüchteten viele seiner Bewohner. Damals hatten sich die israelische Armee und die pro-iranische Hisbollah mehr als 30 Tage lang blutige Kämpfe geliefert.

Den Wirren hat der junge Club standgehalten. Erst seit 2000 gibt es den Verein. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist sich der besonderen Lage des Vereins bewusst: „Ihr habt bewiesen, dass ihr alles erreichen könnt, was ihr euch zum Ziel gesetzt habt. Das ist ein Festtag für alle Menschen in Israel“, ehrte er die überraschenden Titelgewinner in einem Brief an den Club.

Bei ihrer vorgezogenen Meisterfeier hoben die Spieler ihren Geldgeber, den Industriellen Izzy Sheratzky, auf die Schultern. „Ich kann mich nicht an ein Team erinnern, das die Meisterschaft mit einer 16-Punkte-Führung gewonnen hat - es ist unglaublich“, rief er der jubelnden Menge zu. Seinen bisher größten Erfolg hatte der Verein 2011 gefeiert, als er den israelischen Ligapokal gewann.

Der Titel bringt für die kleine Stadt Hoffnung. Für die kommende Saison darf Hapoel Kirjat Schmona an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen. „Hoffnung ist das Wichtigste in der Welt für die Menschen“, sagte Trainer Ben Shimon. „Manchmal ist sie besser als die Wirklichkeit.“