Jordanien euphorisch vor Duell mit Uruguay

Amman (dpa) - Fahnen vom FC Barcelona und Real Madrid schmückten lange die Cafés und Restaurants in Amman. Doch inzwischen sind sie verschwunden, das Interesse für die europäischen Topclubs in den Hintergrund gerückt.

Jordanische Flaggen dekorieren stattdessen die Gebäude, Kinder tauschen Trikots der weltweiten Fußball-Stars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gegen die Shirts der einheimischen Helden.

Vor dem Playoff-Hinspiel gegen Uruguay am Mittwoch herrscht in der jordanischen Hauptstadt große Vorfreude. So nah wie nie zuvor steht Jordanien vor der Qualifikation für eine WM-Endrunde - und die Nationalmannschaft erfüllt das ganze Land mit Stolz und ist auch eine Ablenkung vor dem Elend der syrischen Flüchtlinge, die in Jordanien Schutz suchen.

Die Stimmung wird auch nicht dadurch geschmälert, dass die Chancen, die Reise nach Brasilien tatsächlich zu buchen, gering sind. „Das Spiel ist sehr wichtig für diese Generation von Spielern“, sagte Jordaniens Trainer Hossam Hassan vor dem ersten Playoff-Duell mit dem zweimaligen Weltmeister. „Wir sollten den Mut und das Selbstvertrauen haben, unser Ziel zu erreichen.“ Hassan selbst war 1990 WM-Teilnehmer mit Ägypten. „Ich habe dort unvergessliche Augenblicke erlebt. Und das vermittle ich meinen Leuten“, sagte der Coach fifa.com. „Sie wollen unbedingt beim größten Fußball-Turnier der Welt dabei sein und damit das Ziel ihrer großen Mission erreichen.“

Der Unterstützung des ganzen Landes kann sich der Außenseiter gegen die Südamerikaner mit den Offensivstars Edinson Cavani und Luis Suarez sicher sein, die Nationalspieler haben die Herzen der Menschen erobert. „Über Jahrzehnte hat Jordanien damit gekämpft, zu Hause und in der Region Bedeutung zu erlangen“, beschreibt Sportjournalist Tayseer Omari. Fußball-Analyst Issa Turk schildert: „Vorher haben die Menschen das Team nur aus patriotischem Pflichtbewusstsein heraus unterstützt.“ Nun fieberten sie mit ihrer Elf mit. Die 13 000 Tickets für das Hinspiel gingen innerhalb von 24 Stunden weg - so schnell war noch nie ein öffentliches Ereignis in der Geschichte des Landes ausverkauft. Bis zu 1000 Dollar bezahlten Fans auf dem Schwarzmarkt für eine Karte.

„Unser wichtigster Trumpf wird unsere Motivation gegen einen prestigeträchtigen Gegner sein, der ehemaliger Weltmeister ist und zu den besten Mannschaften der Welt gehört“, erklärt Offensivakteur Abdallah Salim. „Wir müssen daran glauben, denn im Fußball ist alles möglich.“ Ein wenig Hoffnung ziehen die Jordanier auch aus dem bisher einzigen Duell mit den Südamerikanern vor sechs Jahren bei der U20-Weltmeisterschaft in Kanada, als der Außenseiter nur knapp mit 0:1 unterlag. Ein Großteil der damaligen Spieler bildet auch heute die Mannschaft. Das einzige Tor gelang damals dem heutigen Star von Paris St. Germain, Cavani. „Wir kennen ihn gut und werden in jeder Sekunde ein Auge auf ihn haben, um ihn daran zu hindern, ein Tor zu machen“, verspricht Verteidiger Bani Yaseen.

Uruguays Cristian Rodriquez warnte jedenfalls davor, es sich in der Favoritenrolle zu bequem zu machen: „Ich sage aber immer, dass Jordanien nicht ohne Grund so weit gekommen ist, und das dürfen wir nicht vergessen“, sagt der Mittelfeldspieler. „Im Fußball gibt es schon lange keine Favoriten mehr.“

Ob Sieg, Niederlage oder Unentschieden - Jordanien kann jetzt schon auf einen großen Erfolg blicken. Bei 500 international akkreditierten Journalisten ist internationale Aufmerksamkeit gewiss. „Überall auf der Welt reden Menschen vom jordanischen Fußball“, sagt Omari. „Wir sind endlich angekommen.“ Und der 24 Jahre alte Anhänger Ahmed Abbadi meint: „Wenn Leute nun Fußball und Jordanien erwähnen, lachen sie nicht - sie gucken zu.“