Juves Absturz geht weiter
Turin (dpa) - Gianluigi Buffon hat den Anspruch, immer der Beste zu sein. Der Fußball-Profi ist Weltmeister, Rekordnationalspieler, mit Juventus Turin gewann er zuletzt viermal in Serie die Meisterschaft.
Umso inakzeptabler ist die derzeitige Situation des italienischen Rekordmeisters für den Kapitän: Nur zwölf Punkte aus zehn Spielen, Liga-Mittelfeld und die Titelverteidigung in weiter Ferne. „Mit 38 Jahren habe ich keine Lust mehr, so aufzutreten wie heute Abend, wie eine Gurkentruppe“, schimpfte Buffon nach dem blamablen 0:1 gegen Sassuolo Calcio, das bereits die vierte Saisonpleite bedeutete.
Seine Wut über die schwache Leistung und den erneuten Punktverlust im Kampf um den Anschluss an die Spitzenränge in der Serie A konnte der Kapitän nicht zurückhalten. „Wir haben 45 Minuten ohne Emotionen, ohne Kampfgeist gespielt“, monierte der Torhüter. „So laufen wir Gefahr, uns nur noch zu blamieren.“ Der fünfte Meistertitel in Serie war das große Ziel der „alten Dame“ vor Beginn der Saison, nun beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter AS Rom bereis elf Zähler.
Neuzugang Sami Khedira saß bei der Pleite am Mittwoch 90 Minuten auf der Bank, Teamkollege Claudio Marchisio fehlte mit einer Grippe. Ohne die beiden Mittelfeldspieler fehlte Juve die zuvor mühsam zurückgewonnene Stabilität - in den fünf vorherigen Spielen mit Khedira war Juve ungeschlagen geblieben. Trainer Massimiliano Allegri wollte das Fehlen des Duos jedoch nicht als Erklärung gelten lassen. „Natürlich haben wir mit ihnen mehr Erfahrung auf dem Platz, aber das ist kein Alibi“, sagte er. „So etwas darf nicht passieren.“
Die Titelverteidigung scheint für den Champions-League-Gegner von Borussia Mönchengladbach damit schon nach gut einem Viertel der Saison in weiter Ferne. „Titel? So nicht, alte Dame. Juve stürzt erneut“, spottete die „Gazzetta dello Sport“, während „Tuttosport“ urteilte: „Oh Allegri, ist das wirklich Juve? K.o. gegen Sassuolo, der Scudetto ist weit weg. Wenige Ideen, viel Wut, keine Punkte.“
Doch während im Juve-Lager Verbitterung herrscht, freut sich der Rest der Liga über neue Spannung im Titelrennen. Während die Turiner sich die Meisterschaft in den vergangenen Jahren als Favorit stets mit großem Vorsprung sicherten, geht es dieses Mal an der Spitze eng zu. Mit der AS Rom, dem SSC Neapel, dem AC Florenz und Inter Mailand liegen gleich vier Mannschaften fast gleichauf an der Spitze.
Als Favorit gilt für viele die Roma, die mit zwei Punkten Vorsprung die Tabelle anführt. „Jaaa! Nachdem wir für die Tabellenspitze gekämpft haben, verteidigen wir sie nun“, schrieb Nationalspieler Antonio Rüdiger nach dem 3:1 gegen Udinese Calcio - dem fünften Ligasieg in Serie - auf Twitter. Doch der Vize-Meister wehrt sich gegen zu viel Euphorie und bleibt vorsichtig. „Das Wichtigste ist, dass wir die richtige Einstellung haben“, mahnte Trainer Rudi Garcia.