Katerstimmung auch bei Deutschlands EM-Gruppengegnern
Berlin (dpa) - EM-Form? Titelreife? Nix da! Knapp zwei Wochen vor der Fußball-EM türmt sich vor den deutschen Gruppengegnern Niederlande, Dänemark und Portugal ein Berg von Problemen auf. Harmlos in der Offensive, nachlässig in der Defensive - die Mängelliste ließe sich fortsetzen.
„Ich darf die Fans nicht kritisieren“, meinte Portugals Nationaltrainer Paulo Bento nach der von Buhrufen begleiteten Nullnummer in Leiria gegen Mazedonien - die Nummer 98 in der FIFA-Weltrangliste. „Sie haben viel Geld für die Tickets ausgegeben und wollten ein besseres Spiel erleben.“ Doch selbst von Superstar Cristiano Ronaldo war nur wenig zu sehen.
Abbitte am ersten EM-Testspielwochenende musste auch Dänemarks Morten Olsen nach dem 1:3 gegen Brasilien leisten. 40 000 rot-weiße Fans waren extra nach Hamburg gepilgert und wurden Zeugen von taktischen und spielerischen Defiziten ihrer Mannschaft. „Wir haben bisher physische Dinge trainiert, nun müssen wir an den taktischen und mentalen Bereich gehen“, entschuldigte sich Olsen am Samstag.
Oranje-Trainer Bert van Marwijk war angesichts des enttäuschenden 1:2 in Amsterdam gegen Underdog Bulgarien bedient. Das Testspiel sei teilweise „sehr ärgerlich“ gewesen, raunzte der frühere BVB-Coach. „Aber vor allem in der letzten halben Stunde haben wir alles falsch gemacht und unsere Organisation völlig verloren.“
Die Niederländer konnten Schalkes Klaas-Jan Huntelaar nie richtig ins Spiel bringen. Auch Bayern Münchens zuletzt heftig kritisierter Dribbler Arjen Robben setzte nach seiner Einwechslung Mitte der zweiten Halbzeit keine Ausrufezeichen. Immerhin empfingen ihn die Oranje-Anhänger mit Applaus.
Van Marwijk muss mit Blick auf die Endrunde in Polen und der Ukraine vor allem eine Taktikdebatte in Griff bekommen. Denn gegen Bulgarien stellte er erneut seine beiden Top-Torjäger Robin van Persie und Huntelaar zusammen in die Startformation - und erntete dafür heftige Kritik. „Van Marwijk hat nach Namen aufgestellt und dann für die Spieler Positionen gesucht“, ätzte Marco van Basten im niederländischen Fernsehsender SBS6.
Zu den wenigen halbwegs glücklichen EM-Teilnehmern zählten die „Three Lions“. Die Engländer bescherten ihrem neuen Nationalcoach Roy Hodgson einen 1:0-Erfolg in Norwegen. „Es war ein fantastischer Start“, rührte die Nummer 13 auf der englischen Trainerbank die Werbetrommel in eigener Sache. „Wir hätten noch etwas positiver sein können, aber daran müssen wir in den kommenden Tagen arbeiten.“
Titelverteidiger Spanien konnte sich beim 2:0 gegen Serbien wieder einmal auf seinen Fundus an klasse Kickern verlassen. Trainer Vicente del Bosque schenkte angesichts der langen Verletztenliste gleich fünf Spielern das Debüt - darunter auch dem Schützen zum 1:0, Atleticos Adrian. „Er hat seine Sache gut gemacht“, meinte der Coach.