Vogts: Gibt Reibungspunkte Klinsmanns Abschied - Biograf: Wieder als Trainer arbeiten
Chicago (dpa) - An Tag eins nach seinem Rauswurf als Trainer des US-Nationalteam präsentierte sich Jürgen Klinsmann, wie man ihn kennt: braungebrannt im Polo-Shirt, enthusiastisch und - dankbar.
Der Fußball-Weltmeister von 1990 verabschiedete sich nach seiner Beurlaubung mit einer Video-Botschaft von Fans und Spielern. „Danke, danke, danke an euch alle (...). Es war eine fantastische Erfahrung und eine große, große Ehre, das Nationalteam über eine solch lange Zeit zu führen“, sagte er in einem knapp zweieinhalbminütigen Statement auf seiner Facebook-Seite.
Klinsmann war nach fünfeinhalb Jahren vom US-Verband beurlaubt worden. „Es ist jetzt vorbei, und das respektiere ich“, sagte er. Wie es jetzt mit ihm weitergeht, dazu äußerte er sich nicht. Nur so viel: „Ich hoffe, euch bald irgendwo auf einem Fußballplatz wiederzusehen.“ Sein Biograf Erik Kirschbaum sagte der Zeitung „Die Welt“: „Wenn er das verarbeitet hat, wird er voraussichtlich wieder irgendwo als Nationaltrainer arbeiten wollen.“ Er könne sich gut vorstellen, dass Klinsmann sich einen Job bei einer Mannschaft wünscht, die mehr Potenzial als das US-Team hat - die Niederlande oder England etwa.
Klinsmann, der inzwischen seit 18 Jahren in Kalifornien lebt, betonte in seinem Video, er habe nach wie vor an seine Mannschaft geglaubt: „Ich war zu tausend Prozent überzeugt, dass wir uns trotz der zwei Niederlagen für die WM 2018 in Russland qualifiziert hätten.“ Die US-Auswahl hatte zuletzt in der WM-Qualifikation gegen Mexiko und Costa Rica verloren und ist in ihrer Gruppe mit null Punkten Letzter. Nur die ersten drei Mannschaften qualifizieren sich direkt, der Vierte hat noch die Chance über die Playoffs.
Er sei auch weiter davon überzeugt, dass sein Nachfolger Bruce Arena das Team zur Weltmeisterschaft führen werde, sagte Klinsmann und dankte den amerikanischen Fans und vor allem seinen Spielern, von denen er nach seiner Beurlaubung zahlreiche Nachrichten und Anrufe erhalten habe. „Das hat mich überwältigt und emotional berührt. Ich wünsche ihnen nur das Beste“, sagte der 52-Jährige. Klinsmanns Vertrag hatte eigentlich eine Laufzeit bis 2018.
Sein technischer Berater Berti Vogts sieht im Konflikt zwischen Liga und Nationalmannschaft sowie in der direkten Art Klinsmanns mögliche Gründe für den Rauswurf. „Jürgen ist natürlich einer, der die Dinge, die ihn stören, anspricht. Das kommt nicht immer gut an“, sagte der frühere Bundestrainer der „Rheinischen Post“. Ob der 69-Jährige seinen Posten nach der Beurlaubung Klinsmanns behalten werde, sei noch offen.
Zuletzt hatte es immer wieder Berichte über Konflikte zwischen den Vereinen der amerikanischen Profiliga MLS und der Nationalmannschaft gegeben. „Es ist ein Grundproblem, dass es Reibungspunkte zwischen der Major League Soccer und dem Nationalteam gibt“, sagte Vogts. „Jürgen hat viele Spieler aus Übersee dazu geholt, die Qualität haben. Das kommt in der MLS nicht gut an.“
Ähnlich äußerte sich auch Klinsmann-Kenner Kirschbaum. Der Deutsche sei ein entschiedener Gegner des MLS-Systems, in dem es keine Auf- und Absteiger gibt. „Er glaubt, dass die USA nur dann Chancen hat, auch im Fußball eine Weltmacht zu werden, wenn sich die USA am europäischen Ligen-System orientiert“, sagte Kirschbaum.