Kuranyi: Wünsche Russland ein „Sommermärchen“ wie 2006

St. Petersburg (dpa) - Erstmals ist Russland 2018 Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft. „Viele Besucher aus der ganzen Welt werden hinreisen und erleben, dass Russland ein bemerkenswertes Land ist“, sagt Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi.

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Vor der WM-Quali-Auslosung in St. Petersburg sprach Kuranyi mit der Deutschen Presse-Agentur. Der 33-Jährige spielte von 2010 bis 2015 beim Traditionsverein Dynamo Moskau. In der neuen Saison stürmt er für den Bundesligisten 1899 Hoffenheim.

Sie hatten mehrere Angebote. Was gab den Ausschlag für Hoffenheim?

Kuranyi: Ich will helfen, dass die positive Entwicklung des Vereins weitergeht. Und da habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Erfahrung ganz gut reinpasse. In meinem neuen Club spielen hoch talentierte Jungs, die ich unterstützen will. Kurzum: Ich soll auf und neben dem Platz eine Führungsrolle übernehmen - eine Aufgabe, die mir schon bei Dynamo Moskau sehr gefallen hat.

Zur WM 2018: Wird die Weltmeisterschaft Russland verändern?

Kuranyi: Ich hoffe es. Ich wünsche mir zum einen, dass der Fußball in Russland einen ähnlichen Schub erlebt wie 2006 bei der WM in Deutschland. Und zum anderen, dass die Völker wieder näher zusammenrücken. Dass zum Beispiel die zuletzt entstandene Kluft zwischen den Russen und dem Rest Europas wieder kleiner wird, wenn die Menschen zusammen ein großes Fußballfest feiern.

Wie ist die Fußball-Atmosphäre im größten Land der Erde? Man hört viel von Rassismus und Gewalt.

Kuranyi: Mit den klasse Dynamo-Fans verbinde ich keinerlei negativen Erlebnisse. Ich habe allerdings bei fremden Fans auch Rassismus und Gewalt erlebt. Es waren zwar Einzelfälle - in fünf Jahren habe ich es zwei, dreimal mitbekommen. Aber auch das ist zu viel. Hier muss sich noch etwas tun.

Als Problem wird immer wieder die Infrastruktur genannt, etwa die Reisewege. Wie ist es Ihnen da in fünf Jahren Russland ergangen?

Kuranyi: Überhaupt nicht dramatisch. Nur sehr wenige Reisen zu Auswärtsspielen waren wirklich mühsam. Auch bei der WM gibt es diese ganz weiten Wege nicht, die WM-Stadien sind alle im westlichen Teil Russlands, maximal zwei, drei Flugstunden von Moskau entfernt. Ich vermute, dass es bei der WM in den USA 1994 längere Wege gab.

Muss man sich sorgen, dass die Stadien nicht fertig werden? Immer wieder wird zusammengestrichen, etwa zulasten von Sitzplätzen.

Kuranyi: Ach, diese Diskussionen sind nicht neu. Es gibt sie in jedem Land, vor jedem sportlichen Großereignis. Und immer hat es am Ende geklappt. Ich bin sicher, das wird in Russland genauso sein.

ZUR PERSON: Kevin Kuranyi (33) spielte fünf Jahre in Russland. Nach seiner Zeit bei Dynamo Moskau geht der Angreifer nun wieder in der Bundesliga auf Torejagd. Der ehemalige Nationalspieler wechselte zu 1899 Hoffenheim.