ManUnited-Coach: „Man sieht, warum sie Champions sind“

London (dpa) - Auf dem Rückflug von Hongkong hatte David Moyes Zeit zum Nachdenken. Alle Probleme, mit denen der neue Trainer des englischen Fußball-Meisters Manchester United seit seinem Amtsantritt am 1. Juli konfrontiert wurde, konnte der Nachfolger von Sir Alex Ferguson dennoch nicht lösen.

Nach dem ersten Akt seiner Regentschaft bei ManUnited steht fest: Der neue Job hätte einfacher beginnen können. Trotz aller Unannehmlichkeiten der 21-tägigen Vorbereitungstour durch Asien und Australien mit fünf Testspielen in vier Ländern und vier Zeitzonen, zog Moyes ein positives Fazit. Die Reise habe ihm ermöglicht, in seine neue Rolle als United-Trainer hineinzuwachsen, auch wenn es nicht die beste Art sei, sich auf eine Saison vorzubereiten.

„Wir haben sehr gut zusammengearbeitet. Ich bin von den Spielern beeindruckt. Sie sind unglaublich professionell. Man sieht, warum sie Champions sind“, lobte Moyes nach dem abschließenden 5:2 in Hongkong gegen den FC Kitchee. Zuvor hatte ManUnited gegen unterklassige Gegner zwei Niederlagen und ein Remis hinnehmen müssen. Doch der Aufwärtstrend war nicht zu übersehen. Besonders die Youngster Wilfried Zaha und Jesse Lingard überzeugten.

Nachfolger von Ferguson zu werden, sei zunächst für jeden Coach respekteinflößend, findet Moyes. Doch er sei nun entspannter, weil er viel Zeit mit den Spielern verbracht habe. Bis zum Start der Premier League am 17. August beim FC Swansea muss der Schotte aber dennoch einige Probleme lösen. Seinen Spielern gönnte er nach der Rückkehr am Dienstag zwei Tage Pause. Er selbst eilte nach der Landung zum Trainingsgelände nach Carrington. Seine To-do-Liste ist lang.

Höchste Priorität hat ein Gespräch mit Wayne Rooney. Seit dem ersten Tag seiner Amtsübernahme steht ein möglicher Abschied des Starstürmers im Raum. Spieler und Trainer haben sich seit drei Wochen nicht gesehen. Rooney hatte die Vorbereitungstour aufgrund einer Oberschenkelverletzung am ersten Tag abgebrochen und war nach Manchester zurückgekehrt.

Moyes will den vom FC Chelsea umworbenen Torjäger von einem Verbleib überzeugen. „Roo“ soll laut englischen Medienberichten entschlossen sein, den Club nach neun Jahren zu verlassen. Der Nationalspieler hatte sich auch darüber geärgert, dass Moyes ihn nur als Ersatzmann für Robin van Persie vorgesehen haben soll. Dies sei ein Missverständnis gewesen. Der Coach möchte es in einem Vier-Augen-Gespräch ausräumen und soll an einem Spielsystem basteln, in dem beide Platz haben.

Bei Manchester United geht man davon aus, dass Rooney den nächsten Test am 6. August bei AIK Stockholm bestreitet. Laut „Times“ will er aber abwarten, wie ihn die Fans nach der Transfer-Saga am 9. August im Old Trafford zum Jubiläumsspiel von Rio Ferdinand gegen den FC Sevilla empfangen.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Ed Woodward muss Moyes zudem austüfteln, wie sich der Club im Transferpoker um Cesc Fabregas verhält. Der FC Barcelona hat bereits zwei Angebote für den spanischen Nationalspieler abgelehnt und ihn für unverkäuflich erklärt. Dennoch hofft Moyes, den Weltmeister zu verpflichten.

Laut „Times“ sieht sein Plan B vor, im Rennen um einen kreativen Mittelfeldspieler zur Not auf Luca Modric von Real Madrid zurückzugreifen. Zudem wolle er das Bemühen um Leighton Baines und Marouane Fellaini vom FC Everton intensivieren.

Dass bisher noch kein großer Transfer geklappt hat, beunruhige ihn nicht, sagte der Coach. Auch ohne neue Spieler sei ManUnited für jeden Gegner unangenehm. Das hat Moyes in den 21 Tagen zweifellos festgestellt.