ManUniteds neuer Coach tritt in riesige Fußstapfen

Manchester (dpa) - „Braveheart“ David Moyes gilt als mutiger Mann. Und das muss der Schotte auch sein, denn als künftiger Trainer von Manchester United muss er nicht nur aus dem langen Schatten von Alex Ferguson heraustreten.

Moyes hat sich auch gleich mit seinem wechselwilligen Problemkind Wayne Rooney auseinanderzusetzen. Rooney, einst als 16-Jähriger von Moyes in Everton groß rausgebracht, änderte unter der Woche erst einmal die Jobbezeichnung bei seinem Twitter-Account um: Von „Manchester United Player“ zu „NikeUK athlete“ - offenbar ein symbolischer Akt. Symbolträchtig war aber auch der im Fußball-Business eher unübliche Sechsjahresvertrag für Moyes. Ein Vertrauensbeweis und Fingerzeig: ManUnited will nach 27 Jahren „Fergie“ wieder eine Trainer-Ära einläuten.

Dies traut man dem 50-Jährigen zu, der seit elf Jahren für Kontinuität bei Everton steht. Sir Bobby Charlton befand: „Stabilität erzeugt Erfolg.“ Uniteds „Elder Statesman“ pries Moyes' Gespür für Talente und dessen „Charakterstärke“: „Ich habe immer gesagt, dass der nächste Manager ein wahrer Manchester-United-Mann sein soll.“

Auch Sir Alex gab seinem Wunsch-Nachfolger Moyes die volle verbale Rückendeckung: Als die Kandidaten diskutiert wurden, habe man sich „einstimmig“ auf seinen Landsmann geeinigt. „David ist ein Mann von großer Integrität und mit einem starken Arbeitsethos.“ Und darin ähnelt er dem ebenfalls in Glasgow geborenen Werftarbeitersohn Ferguson: Sir Alex erscheint an jedem Trainingstag zwischen 7.00 und 7.30 Uhr auf dem Carrington-Gelände, ihm wird ein fotografisches Gedächtnis nachgesagt. Auch Moyes ist ein Workaholic, der sich laut „Times“ mehr Matches der Konkurrenz im Stadion anschaut als alle Kollegen. Ferguson habe einen „Seelenverwandten“ gefunden.

Moyes brachte seine Bewunderung für „SAF“ einmal so zum Ausdruck: „Er ist Schottlands großartigster Export - neben Whiskey.“ Und anlässlich seiner Verkündung als United-Coach zur neuen Saison meinte der 21 Jahre jüngere Moyes: „Ich weiß, wie hart es sein wird, in die Fußstapfen des besten Managers aller Zeiten zu treten.“

Eigentlich habe er seinen langjährigen Arbeitgeber FC Everton gar nicht mit Vertragsablauf in diesem Sommer verlassen wollen, bekannte Moyes am Freitag. Aber zum Angebot aus Manchester konnte „ich nicht nein sagen“, erklärte der Coach. Dennoch geht er mit Wehmut. „Dieser Verein war so ein großer Teil meines Lebens“, sagte Moyes über Everton.

Schon als junger Trainer holte er sich Rat beim Über-Coach Sir Alex, der ihn 1998 sogar mal als Assistent verpflichten wollte, und wird nun von dem „United-Direktor“ Ferguson unterstützt. Er wird trotzdem kein Fergie-Klon, sondern einen eigenen Stil durchsetzen, heißt es im United-Umfeld. Denn bei hitzigen Begegnungen an der Seitenlinie kuschte Moyes nie vor Ferguson und stand zurückgrantelnd seinen Mann.

Moyes, ein erklärter Bewunderer der Bundesliga, formulierte seine Ideologie schnörkellos: „Ich gewinne einfach gern.“ Den chronisch klammen FC Everton hat er zwar einmal in die Champions League und einmal ins FA-Cup-Finale, aber nie zu einer Trophäe geführt. Ferguson sammelte in seinen fast 27 United-Jahren 38 Titel. Moyes muss beim Weltclub United nun in größeren Dimensionen denken.

Doch zuerst muss er die Personalie Rooney lösen. Englands Superstar bat nach Medienberichten Ferguson darum, den Club verlassen zu dürfen, bekam aber eine Abfuhr. Der 27-Jährige fühlt sich nicht mehr wertgeschätzt, seit Robin van Persie die Regentschaft im United-Sturm übernommen hat und er selbst im Champions League-Spiel gegen Real Madrid auf der Bank saß. Zwar verklagte Moyes einst Rooney für Behauptungen in dessen Buch „My Story so far“ (2006) und bekam Schadenersatz, aber Rooney entschuldigte sich telefonisch bei „Moyesy“. So nennt er seinen ersten Profi-Trainer und Entdecker. Der „Independent“ schreibt: „Manchester United hat den einzigen Trainer auf der Welt, der Rooney wieder zurück in die Spur bringen kann.“