Merkel: „Milan bin ich dankbar“
Genua (dpa) - Beim AC Mailand schaffte er den Durchbruch, jetzt will er mit dem CFC Genua durchstarten. Nach seinem Club-Wechsel geht Alexander Merkel an diesem Wochenende in seine zweite Serie-A-Saison.
Der 19-jährige Junioren-Nationalspieler ist eines der größten Talente im deutschen Fußball und nach drei Jahren in Mailand schon ein halber Italiener. Nach den Lehrjahren in Mailand und dem Titelgewinn mit Milan will sich der Mittelfeldspieler in der Serie A etablieren und „mit Genua in den Europacup einziehen“, sagte er in einem Telefon-Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Welches Ziel haben sie sich für die neue Saison gesetzt?
Merkel: „Ich versuche, nur von Spiel zu Spiel zu denken und einfach jedes Spiel zu gewinnen. Das Wichtigste ist am Anfang, dass ich mich in die neue Mannschaft hineinfinde. Das Team hat mich sehr gut aufgenommen und jetzt freue ich mich auf das erste Spiel und hoffe, dass ich von Verletzungen verschont bleibe.“
War der Wechsel von Meister AC Mailand zum CFC Genua ihr Wunsch?
Merkel: „Letzten Endes entscheide natürlich ich als Spieler. Und Genua ist schließlich keine schlechte Adresse. Es bringt ja auch nix, auf der Bank zu sitzen und dafür sagen zu können: Ich spiele bei Milan! Ich bin noch jung und will spielen. Deshalb war das für mich ein sinnvoller Wechsel.“
Schauen sie mit ein bisschen Wehmut auf den großen AC Milan zurück?
Merkel: „Nein, nicht mit Wehmut, sondern mit Freude. Die letzte Saison bei Milan war ein tolles Erlebnis mit meinen Debüts in der Champions League und in der Serie A. Aber ich schaue nach vorne. Ich bin jung und will noch viele Spiele auf höchstem Niveau spielen.“
Wieviel Prozent des Fußballers Alexander Merkel hat der AC Milan geformt?
Merkel: „100 Prozent! Ohne Milan und die ganzen Stars mit denen ich trainieren und spielen durfte, wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich bin Milan und vor allem Trainer Massimiliano Allegri sehr dankbar. Er war mein Förderer.“
Wie ist ihr neuer Trainer Alberto Malesani?
Merkel: „Ich komme sehr gut mit ihm klar. Er ist ein ruhiger Typ. Er legt sehr viel Wert auf die Taktik. Malesani ist ein erfahrener Coach. Er weiß, wie der Hase läuft. Von ihm kann ich viel lernen.“
Ist der Druck in Genua geringer, weil der Club nicht so im Rampenlicht steht?
Merkel: „Ja, schon. Wir wollen natürlich auch jedes Spiel gewinnen und haben einen sehr guten Kader, aber es ist natürlich nicht der AC Mailand. In so einem Weltklasseverein ist der Druck schon noch etwas größer.“
Wie unterscheidet sich der „Calcio italiano“ vom deutschen Fußball?
Merkel: „Die Italiener sind noch ein wenig verrückter nach Fußball - im positiven Sinne natürlich. Hier wird Fußball sehr leidenschaftlich gelebt. Auch die Frauen und Kinder sind große Fußballfans. Ich freue mich auch, wenn mich die Leute erkennen und in der Stadt nach einem Autogramm fragen. Fußball ist in Italien ein echtes „Spettacolo“.
Wie stehen ihre Chancen auf einen Einsatz zum Auftakt am Sonntag in Neapel?
Merkel: „Ich werde im Training alles geben, um dabei zu sein. Das wäre schon Klasse in Neapel vor 80 000 Zuschauern zum Saisonauftakt zu spielen.“
Was trauen Sie ihrem Team in dieser Saison zu?
Merkel: „Ich hoffe, dass wir in den Europacup einziehen. Unser Kader ist gut, wir können das schaffen - aber dazu muss alles passen.“
Und ihrem Ex-Club? Wird Milan den Titel verteidigen?
Merkel: „Gut möglich, aber im Fußball ist alles drin. Es gibt viele, die Meister werden wollen.“
Miroslav Klose stürmt jetzt für Lazio. Sind die Römer mit Klose gefährlicher?
Merkel: „Ganz bestimmt. Klose ist ein Weltklassestürmer, der weiß, wie man Tore macht. Ich wünsche ihm viele Tore, aber bitte nicht gegen uns.“
Sie sind wegen der besseren Einsatzchancen nach Genua gegangen. Abgesehen davon hat die Stadt noch einen weiteren Vorteil: In Genua gibt es weniger Nebel als in Mailand und vor allem das Meer, sagen viele Italiener. Wie gefällt ihnen ihre neue Heimat?
Merkel: „Sehr gut! Mailand ist auch schön, aber so eine Stadt am Meer hat schon ein besonderes Flair. Ich fühle mich wohl hier, habe eine schöne Wohnung gefunden und das Essen ist sehr gut.“
Sie leben jetzt seit drei Jahren in Italien und klingen schon wie ein Italiener, wenn sie über das gute Essen sprechen.
Merkel: „Ja, ich fühle mich in Italien pudelwohl. Ein bisschen Italiener habe ich schon in mir.“