Messi ein „Geschenk Gottes“ - Maradona gibt Verband Schuld
Buenos Aires (dpa) - Selbst Staatschef Mauricio Macri bat Lionel Messi um den Rücktritt vom Rücktritt und will den Superstar weiter im National-Trikot sehen. Medienberichten zufolge griff Macri zum Telefon, um den Superstar umzustimmen.
„Er hat ihn angerufen, seinen Stolz über die Leistung der Mannschaft zum Ausdruck gebracht und ihn gebeten, nicht auf die Kritiker zu hören“, zitierten örtliche Medien übereinstimmend einen Regierungssprecher.
Während der Rest der Welt über den Brexit spricht, hat Argentinien mit dem „Mexit“ zu kämpfen - Messis Abschied aus der Fußball-Nationalmannschaft. Der Twitter-Hashtag „#NoTeVayasLio“ (Geh' nicht, Lio) war seit der Ankündigung des Profis vom FC Barcelona nach dem Finale der Copa América nicht nur im Internet allgegenwärtig, Er stand am Montag auch in Leuchtschrift an den Eingängen von U-Bahnhöfen und auf Verkehrsschildern in der Hauptstadt Buenos Aires.
Macri schloss sich den Appellen in seinem Land an, Messi solle das Nationaltrikot nicht ausziehen. „Lionel Messi ist das Größte, was wir in Argentinien haben, man muss ihn schützen“, sagte Macri am Dienstag vor Beginn einer Kabinettssitzung. Er habe mit Messi am Vorabend gesprochen, um ihn zu beglückwünschen und ihm zu sagen, die Spieler hätten bei der Copa América eine großartige Leistung vollbracht. Argentinien verlor das Finale gegen Chile in Elfmeterschießen.
Der Weltstar habe sich für das Telefonat bedankt und gesagt, sie könnten sich eventuell un der nächsten Woche vor seiner Rückreise nach Barcelona persönlich treffen. „Es ist ein Glück, eine Freude des Lebens, ein Geschenk Gottes, den beste Fußballspieler der Welt in einem Fußballland wie unserem zu haben“, erklärte Macri.
Gleichzeitig wird nun über Messis Stellenwert in der argentinischen Fußballhistorie diskutiert - und die obligatorischen Vergleiche mit Diego Maradona bleiben nicht aus. Eine Parallele weist der Rücktritt des „Flohs“ nach dem verlorenen Endspiel in East Rutherford zum Abgang des Nationalhelden tatsächlich auf: Auch Maradonas Karriere in der „Selección“ endete in den USA - nach einer positiven Dopingprobe bei der Weltmeisterschaft 1994.
Ähnlich skandalös war Messis möglicherweise letzter Auftritt als argentinischer Nationalspieler zwar nicht, aber nach einem verschossenen Elfmeter gegen Chile bei der dritten Finalniederlage innerhalb von zwei Jahren nicht minder schmerzhaft.
Der fünfmalige „Weltfußballer des Jahres“ tritt als Rekordtorschütze seines Landes ab, aber ohne großen Titel mit der Nationalmannschaft. „Das muss ihn quälen“, sagte der Präsident des aktuellen argentinischen Meisters Lanús, Nicolás Russo, dem Radiosender La Red. Die Vergleiche zwischen Messi und Maradona seien zwar unvermeidlich. „Aber für mich gibt es keinen Vergleich, Maradona war einzigartig.“
Die Legende selbst meldete sich auch zu Wort und stellte sich hinter den in der Heimat - auch von ihr - oft kritisierten Messi. „Sie haben ihn allein gelassen“, sagte Maradona mit Blick auf die Führung des argentinischen Fußballverbands Afa der Zeitung „La Nación“. Er wolle mit Messi gegen die Funktionäre kämpfen, die ihn nun als Sündenbock ausnutzten. „Sie lassen den Jungen seinen Kopf hinhalten, um ihre eigenen Katastrophen in der Afa zu verschleiern.“
Tatsächlich steckt der Verband seit dem Tod des langjährigen Präsidenten Julio Grondona vor zwei Jahren in einer schweren Krise. Die Wahl eines Nachfolgers im vergangenen Dezember wurde für ungültig erklärt, weil mehr Stimmzettel abgegeben worden waren als wahlberechtigte Vereine zugelassen waren. Vergangene Woche wurde Übergangschef Luis Segura wegen der Verteilung von Fernsehgeldern des schweren Betrugs einer öffentlichen Verwaltung angeklagt.
Messi kritisierte die Funktionäre kürzlich ungewöhnlich deutlich. „Mein Gott, was für eine Katastrophe die von der Afa sind!!!!“, schrieb er am Donnerstag vergangener Woche bei Instagram, als er mit der Mannschaft auf den verspäteten Abflug nach New Jersey wartete.
Einen Tag später wurde „Lio“ 29 Jahre alt. Viele Argentinier sind noch nicht bereit, einen Haken hinter die Auswahl-Karriere ihres Stars zu setzen, den viele noch immer für den besten Spieler des Planeten halten.
„Der Größte der Welt kann nicht sagen, dass er aus der Nationalmannschaft zurücktritt“, sagte der frühere Verteidiger José Luis Brown dem Fernsehsender TyC Sports. „Ich akzeptiere seinen Rücktritt nicht“, erklärte der Schütze des argentinischen 1:0 im WM-Finale 1986 gegen Deutschland - als Maradona die stolze Fußball-Nation zur ihrem bislang letzten WM-Triumph führte.