Messi im Visier der spanischen Steuerfahnder
Madrid (dpa) - Lionel Messi hat schon so manche Abwehr schwindelig gespielt. Nun aber bekommt der Weltfußballer es mit Gegnern zu tun, die sich nicht mit Körpertäuschungen und flinken Hakenschlägen ausdribbeln lassen: Die spanische Staatsanwaltschaft und die Steuerbehörden.
Staatsanwaltschaft und Steuerbehörden legen dem Torjäger des FC Barcelona sowie dessen Vater und Manager Jorge Horacio Messi Steuerbetrug zur Last. Die Argentinier sollen dem Fiskus von 2007 bis 2009 insgesamt 4,1 Millionen Euro Steuern vorenthalten haben. „Das Finanzamt nimmt Messi in Manndeckung“, titelte das Sportblatt „Marca“ am Donnerstag.
Die Sonderstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Barcelona will herausgefunden haben, dass Messi zur Umgehung der spanischen Steuer seine Werberechte an ein Netz von Scheinfirmen abgetreten haben soll. Die Honorare, die der Fußballstar von verschiedenen Weltkonzernen für seine Werbeauftritte erhielt, sollen an der spanischen Steuer vorbei in verschiedene Steuerparadiese geflossen sein. Messi, der derzeit mit der argentinischen Nationalelf durch Lateinamerika tourt, wies die Vorwürfe zurück.
Das von der Staatsanwaltschaft beschriebene Vorgehen ist im spanischen Profi-Fußball alles andere als neu: Schon in den 90er Jahren waren viele Vereine dazu übergegangen, die Bezüge ihrer Stars in zwei Kategorien aufzusplitten: in das normale Gehalt und in Werbehonorare. Für die Gehälter wurde die übliche Einkommenssteuer gezahlt. Bei den Werbegeldern wurden - deutlich niedrigere - Umsatzsteuern fällig; zudem gab es eine Reihe von Möglichkeiten, den Fiskus durch Firmen im Ausland oder andere Tricks zu umgehen.
Die spanischen Finanzämter ließen jahrelang im Profi-Fußball eine gewisse Großzügigkeit walten. Ein „Beckham-Gesetz“ erlaubte es zeitweise, dass im Ausland verpflichtete Stars wie David Beckham nur einen reduzierten Steuersatz zahlen mussten. Die Steuerbehörden sahen auch tatenlos zu, dass die Profi-Clubs beim Fiskus mehr als 700 Millionen Euro Schulden anhäuften.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Angesichts von Krise und Massenarbeitslosigkeit schlug die Regierung eine härtere Gangart ein. Sie gewährt den Vereinen bei der Begleichung der Schulden zwar einen Aufschub, aber es werden keine Verbindlichkeiten erlassen.
Messi ist nicht der erste Spitzensportler, der Ärger mit dem spanischen Finanzamt hat. Der Portugiese Luis Figo musste 2,5 Millionen Euro Steuern nachzahlen. Ex-Tennisstar Arantxa Sánchez-Vicario wurde zur Zahlung von 3,5 Millionen Euro an das Finanzamt verurteilt. Diese Summe soll laut Staatsanwaltschaft auch der kamerunische Fußballer Samuel Eto'o dem Fiskus schuldig sein.
Der Wirtschaftsprofessor Josep María Gay de Liébana vermutet, dass Messis Steuerberater die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt haben könnten. „Die Finanzbehörden haben ihre Normen und ihr Vorgehen vielleicht schneller geändert als die Messi-Berater ihre Steuer-Strategie“, meint der Experte auf dem Gebiet der Fußball-Finanzen. Messi könne verhindern, vor Gericht gestellt zu werden, wenn er mit dem Finanzamt eine einvernehmliche Lösung aushandele.