Messi und Ronaldo beim „Clásico“ auf Rekordjagd
Barcelona (dpa) - Lionel Messi wurde zum „Killer“ und „Kannibalen“ gemacht, Cristiano Ronaldo „Terrorstürmer“ und „Hurrikan“ genannt. Schon vor dem 167. Liga-Duell des FC Barcelona und von Real Madrid überschlugen sich die spanischen Medien mit martialischen Ausdrücken.
Selbst wenn die Trainer Gerardo Martino (Barcelona) und Carlo Ancelotti (Madrid) am Samstag im Camp Nou ebenso wie die spektakulären Neueinkäufe Neymar (Barcelona) und Gareth Bale (Madrid) ihre Derby-Debüts feiern werden, sind die Blicke auf Messi und Ronaldo gerichtet. Wie selten zuvor steht der „Clásico“ im Zeichen der so unterschiedlichen Megastars. „Die Rivalität zwischen den beiden war noch nie so intensiv“, schrieb die Zeitung „AS“.
Ancelotti goss vor der Partie noch mehr Öl ins Feuer. Im Interview mit dem Sender „Cadena Ser“ behauptete er am Donnerstagabend, Real-Stürmer Ronaldo müsse Barça-Profi Messi nach vier Jahren als Weltfußballer ablösen. „Ronaldo muss vor Messi und Franck Ribéry gewählt werden“, so der Italiener. Der Mann von der Atlantik-Insel Madeira habe ihn sehr überrascht. Er schieße nicht nur Tore, sondern helfe seinen Kameraden und motiviere sie auch.
Der extrovertierte Portugiese Ronaldo und sein argentinischer Gegenentwurf Messi wollen nicht nur mit einem Sieg die Konkurrenz ausstechen. Sie gehen, wieder einmal, auch auf persönliche Rekordjagd. Wenn er Samstag trifft, wird Messi mit 19 Toren zum erfolgreichsten Clásico-Torjäger der Geschichte. Noch teilt sich der 26-Jährige die Ehre mit Landsmann und Real-Ehrenpräsident Alfredo Di Stéfano (87). Ronaldo kommt bisher auf zwölf Derby-Tore, acht davon in den vergangenen sechs Begegnungen. Er müsste dreimal jubeln, um den Club-Rekord von Francisco Gento einzustellen, der mit elf Toren im Camp Nou besser als jeder andere Real-Mann ist.
Die spanischen Medien - ob nun in Madrid oder in Barcelona - sind sich darüber einig, dass Ronaldo in der Form seines Lebens ist. Die jüngste Vertragsverlängerung mit Erhöhung des Salärs auf geschätzte 20 Millionen Euro pro Jahr scheint dem 28-Jährigen sehr gut bekommen zu sein. In zwölf Pflichtspielen traf er 15 Mal ins Schwarze. Trotz einer dreiwöchigen Pause wegen einer Muskelverletzung brachte Messi immerhin in elf Begegnungen zwölf Treffer zustande. „Die beiden sind auch auf dem Rasen so verschieden, Ronaldo ist besser, wenn er Platz hat, Messi überragt in engen Räumen, zu stoppen sind beide aber kaum“, meinte Luis Figo im Gespräch mit dem Portal „Grada360“.
Bei Barcelona, das die Tabelle mit 25 Punkten anführt, ist der Einsatz des angeschlagenen Abwehrmannes Gerard Piqué fraglich, Ancelotti muss weiterhin auf Mittelfeldboss Xabi Alonso verzichten. Bis vor kurzem war Barca deutlich besser in Form, gewann die acht ersten Ligaspiele, aber zuletzt gab es bei Osasuna und in der Champions League beim AC Mailand nur je ein Remis.
Real, Tabellendritter mit 22 Zählern, verlor das Madrid-Derby gegen den Tabellenzweiten Atlético (24) zwar, schien zuletzt aber besser zu werden. Zudem konnte Barcelona seit fünf Clásicos nicht mehr gewinnen. Das alles spielt am Samstag aber keine Rolle, versichert Figo. Der Ex-Weltfußballer kennt wie kaum ein Zweiter beide Vereine, denn er trug als einer von wenigen die Trikots von Real und Barcelona. Daher weiß er auch: „Es ist völlig egal, welches Team zuletzt besser in Form war, weil beim Clásico alles möglich ist. Man geht bis in die Haarspitzen motiviert aufs Feld.“