Meuterei gegen Mou? Reals Starcoach am Pranger

Madrid (dpa) - Im Weißen Haus brodelt es. Dass das Fußball-Starensemble von Real Madrid mit Mesut Özil und Sami Khedira beim FC Valencia (1:1/Hinspiel 2:0) locker ins spanische Pokalhalbfinale eingezogen war, interessierte am Tag danach in Madrid niemanden mehr.

Für große Aufregung sorgten vielmehr Medienberichte über eine vermeintliche Meuterei der Führungsspieler gegen Trainer José Mourinho. Die Zuspitzung der Intrigen war so dramatisch, dass Clubpräsident Florentino Pérez eigens zu einer Pressekonferenz lud, um zu dementieren: „Dies ist eine glatte Lüge“, beteuerte er. Man wolle den Club destabilisieren, schimpfte er. Im Trubel ging sogar nahezu unter, dass Torwart Iker Casillas sich die Hand brach und wahrscheinlich zumindest beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United Mitte Februar fehlen wird.

Mit seinen energischen Worten dürfte Pérez die wenigsten überzeugt oder gar beruhigt haben. Zu viele Medien hatten vom Ultimatum geschrieben, das Kapitän Casillas und Vertreter Sergio Ramos dem Clubchef bei einem Treffen am Dienstag übermittelt haben sollen. Das Madrider Sportblatt „Marca“, Spaniens meistgelesene Zeitung, zitierte die Fußballer groß auf Seite eins: „Präsi, Mourinho oder wir“. Wenn der Trainer im Juni nicht gehe, würden viele Stars den Club wechseln wollen, berichteten auch andere Blätter.

Mit gemischten Gefühlen wird der Coach, der am Samstag 50 wird, die Worte vernommen haben, mit denen Casillas vom gewöhnlich gut informierten Radiosender Cope zitiert wurde: „Mourinho ist der beste Trainer der Welt, aber er ist verrückt geworden“, habe der Tormann zu Clubboss Pérez gesagt.

Eine Spieler-Revolte wäre vor dem Hintergrund der jüngsten Affären nicht verwunderlich. Mourinho hatte sich zunächst mit Ramos angelegt. Dann verbannte er zum Erstaunen aller Clubikone Casillas für zwei Spiele auf die Bank. Laut Medien soll er auch andere Profis, darunter Özil, mit seiner autoritären Art verärgert haben. Einer der wenigen, der bis zuletzt zum Coach hielten, war Superstar Cristiano Ronaldo. Doch wie Spieler bestätigten, brach die Allianz zwischen den Portugiesen, die beide geschäftlich von Landsmann Jorge Mendes betreut werden, nach dem Pokalhinspiel gegen Valencia, als Mourinho „CR7“ vor versammelter Mannschaft anfuhr: „Die letzten 15 Minuten hast du dich versteckt!“.

Das ganze Chaos kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In Pokal und Champions League geht es in die entscheidende K.o.-Phase, in der man sich kaum noch einen Ausrutscher leisten kann. Auf diese Wettbewerbe wollen sich die Madrilenen konzentrieren, um die bisher verkorkste Saison zu retten. „Den Rückstand in der Liga (15 Punkte auf den Erzrivale FC Barcelona) können wir unmöglich aufholen“, sagte Mourinho diese Woche.

Sportlich war es zuletzt aufwärtsgegangen. Beim 5:0-Auswärtssieg über Valencia lieferten die „Merengues“ am Wochenende in der Liga eine wahre Show. Am Mittwoch hatte Real beim gleichen Gegner wegen der Verletzung von Casillas und der Platzverweise von Fabio Coentrao (51.) und Angel Di Maria (88.) einen schwereren Stand. Nach dem Führungstreffer durch Karim Benzema (44.) und dem Ausgleich von Tino Costa (52.) gelang das Weiterkommen aber ohne Probleme. Am Sonntag ist in der Liga Getafe zu Gast im Bernabéu-Stadion. Eigentlich eine Formsache. Aber dieser Tage ist Real bei jedem Spiel für eine Überraschung gut.