Nach „Motherfucker“-Ruf Mexiko-Coach zwischen Entschuldigung und Gegenangriff
Sotschi (dpa) - Juan Carlos Osorio war sein Wutausbruch für einen kurzen Moment sichtlich peinlich.
Beim 2:1 über Neuseeland beschimpfte Mexikos Trainer einen gegnerischen Assistenzcoach augenscheinlich als „Motherfucker“ und konnte nur mit Mühe von Leverkusens Javier Hernández an der Seitenlinie zurückgehalten werden. „Es war nicht ok, was ich gesagt habe“, gestand der 56-Jährige danach zu Beginn der Pressekonferenz mit leicht gesenktem Kopf. Doch schon vor dem Ausblick auf das entscheidende Duell mit Gastgeber Russland ging er sofort wieder in den Gegenangriff über, er habe sich selbst beleidigt gefühlt. „Ihr Assistent ist direkt verantwortlich für alles was passiert ist.“
Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass die Teams den Confed Cup in Russland ernst nehmen, lieferten Mexiko und Neuseeland ihn am Mittwochabend in Sotschi. Nachdem sich Eintracht Frankfurts Neuzugang Carlos Salcedo so schwer an der Schulter verletzte, dass er für drei Monate ausfällt, und die All Whites den Ball nicht ins Aus spielten, rastete Osorio aus. Ob die FIFA Ermittlungen gegen den Coach einleiten wird, war am Donnerstag zunächst nicht klar. Der Weltverband teilte auf Anfrage mit, dass der Spielbericht erst ausgewertet werden müsse.
Kurz vor Schluss lieferten sich beide Teams dann noch eine wüste Massenkeilerei, nach der zumindest der Mexikaner Marco Fabian und Neuseelands Kosta Barbarouses mit Schlägen zum Kopf die Rote Karte verdient gehabt hätten. Der konfuse Schiedsrichter Bakary Gassama aus Gambia entschied nach minutenlangem Videobeweis, bei dem er sich sogar die Szene selbst am Spielfeldrand anschaute, lediglich auf dreimal Gelb für andere Akteure.
„Wenn ich ein großes Team des Weltfußballs wäre und mich ein kleineres Team wie Neuseeland bis zum Äußersten bringt, würde ich auch Unbehagen und großen Druck verspüren“, stichelte Anthony Hudson, Coach des Ozeanienmeisters. In der nächsten Partie der Mexikaner dürfte die größere Anspannung allerdings aufseiten des Gegners liegen: Schon mit einem Unentschieden könnte der Gold-Cup-Sieger die russischen Gastgeber aus dem Turnier befördern.
Um die Generalproben-Party für den WM-Ausrichter vorzeitig zu beenden, braucht El Tri allerdings eine deutliche Steigerung - und ihren Rekord-Torschützen. Osorio rotierte neben sieben weiteren Stammkräften auch Hernández aus der Mannschaft. So hatte der 29 Jahre alte Bayer-Stürmer seinen wichtigsten Einsatz gegen Neuseeland nur als Trainer-Bändiger, dürfte aber gegen Russland wieder für die gewohnte Offensive sorgen.
„Wir werden unseren Stil beibehalten, immer attackieren“, kündigte Osorio an und will keine ergebnistaktischen Überlegungen anstellen. „Wir gehen niemals in ein Spiel und erwarten ein Unentschieden. Wir wollen immer gewinnen, alles andere ist viel zu riskant.“
Als gewagt werteten die mexikanischen Fans allerdings die Aufstellung des Trainers. Während Staatschef Enrique Peña Nieto der „Tri“ via Twitter gratulierte und für die weiteren Partien „Energie, Hingabe und Stärke“ wünschte, war der meistgenutzte Begriff in sozialen Netzwerken ein anderer: „#Fuera Osorio“ - „Osorio raus“.