Milan demütigt Inter: „Disastro“ vor Schalke-Duell

Mailand (dpa) - „Disastro!“ Drei Tage vor dem Champions-League-Duell mit Schalke 04 hat Triple-Sieger Inter im Mailänder-Derby gegen Milan ein unerwartetes Debakel erlebt und damit die Titelverteidigung so gut wie verspielt.

Liga-Spitzenreiter AC Mailand (65 Punkte) fegte den Verfolger mit 3:0 vom Platz. Sieben Spieltage vor Ende der Serie A zog der Club des überragenden Ex-Bayern-Kapitäns Mark van Bommel Inter davon.

Der Meister (60) musste dann auch noch den SSC Neapel (62) vorbeiziehen lassen. Stürmer Edinson Cavani schoss die Süditaliener in einem furiosen Spiel gegen Lazio Rom nach 0:2-Rückstand noch zum 4:3-Sieg. Auch für Lazio-Stadtrivale AS Rom setzte es im Kampf um die Europapokal-Plätze einen Rückschlag. Die „Roma“ unterlag mit 0:2 (0:0) gegen Juventus Turin und hat als Sechster nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Juve.

An der Spitze aber regiert Milan, Inter hat nun schon fünf Punkte Rückstand. „Das ist viel. Aber noch geben wir nicht auf!“, sagte ein zwischen Resignation und Zweckoptimismus schwankender Inter-Trainer Leonardo. Gegen Schalke fordert der Coach von seiner gedemütigten Mannschaft eine Trotzreaktion. „Jetzt schlagen wir Schalke“, versprach Kapitän Javier Zanetti ein schnelles Ende der Derby-Depression. Vor zwei Tagen wähnte sich Inter noch vor dem Sprung an die Tabellenspitze, jetzt fürchten die „Tifosi“ gegen den Bundesligisten den nächsten Rückschlag.

Im Stadtduell hatte der Bayern-Bezwinger keine Chance. „Mega-Milan zerreißt Inter“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Sonntag. Milans Teufel hätten Inter eine Lektion erteilt, urteilte „Tuttosport“. Und der „Corriere dello Sport“ schrieb in fetten Lettern: „Ein Milan-Triumph!“

Schon nach 43 Sekunden hatte der Brasilianer Pato diesen Triumph mit seinem ersten Tor eingeleitet. In der 62. Minute erhöhte er auf 2:0, bevor der eingewechselte Antonio Cassano per Foulelfmeter zum 3:0 in der Schlussminute alles klar machte. Inter konnte allenfalls in der ersten Halbzeit mithalten. Top-Stürmer Samuel Eto'o vergab jedoch die Chance zum Ausgleich. Als dann Cristian Chivu nach einer Notbremse gegen Pato in der 54. Minute auch noch die Rote Karte sah, brach der Meister völlig ein. Der Platzverweis habe seinem Team das Genick gebrochen, meinte Leonardo.

Dass sich Milans Exzentriker Cassano kurz vor Abpfiff wegen seines beim Torjubel ausgezogene Trikots und wegen Meckerns auch noch Gelb-Rot einhandelte, hatte keine Bedeutung mehr. Trainer Massimiliano Allegri ärgerte sich zwar über den unnötigen Platzverweis, ließ sich die Stimmung aber nicht verderben. Er bejubelte „den psychologisch wichtigen Sieg“, warnte aber zugleich: „Das war noch nicht der Meistertitel.“

Während die diesmal ohne den deutschen Jungstar Alexander Merkel angetretenen „Milanisti“ feierten, schlich das entzauberte Inter-Starensemble um Mittelfeldregisseur Wesley Sneijder frustriert aus dem Giuseppe-Meazza-Stadion. Vor allem für Trainer Leonardo war es ein rabenschwarzer Tag - nicht nur wegen der bitteren Pleite. Die Milan-Fans attackierten ihren ehemaligen Spieler und Trainer wegen seines Wechsels zum Lokalrivalen im Dezember 2010 als Verräter. Auf einem riesigen Banner mit dem abgewandelten Da-Vinci-Bild „Das letzte Abendmahl“ beschimpften sie den 41-Jährigen als „Judas“.

Bitter wurde es auch für Parma-Trainer Pasquale Marino. Der Coach des Tabellen-15. musste nach dem 1:2 gegen Schlusslicht AS Bari gehen. Parma trennen nur noch zwei Punkte von den Abstiegsrängen.