Moskau richtet Luschniki-Arena für WM 2018 her

Moskau (dpa) - Trotz des FIFA-Korruptionsskandals, der Wirtschaftskrise und der sportlichen Misere in der laufenden EM-Qualifikation treibt Baumeister Murat Achmadijew die Vorbereitungen für die Fußball-WM 2018 in Russland voran.

Moskau richtet Luschniki-Arena für WM 2018 her
Foto: dpa

Der erfahrene Konstrukteur ist für die Renovierung des legendären Luschniki-Stadions in Moskau zuständig, dem Herzstück der kommenden Weltmeisterschaft. „Wenn wir in dem Tempo wie bisher weitermachen können, dann zeigt das, dass die Krise keinen negativen Einfluss hat“, meint Achmadijew.

In der Luschniki-Arena soll die russische Nationalmannschaft in drei Jahren nach einer pompösen Eröffnungszeremonie den Startschuss für die WM geben. Hier will Deutschland seinen Titel verteidigen.

Mit dem angekündigten Rücktritt von FIFA-Chef Joseph Blatter und den Korruptionsermittlungen bei der WM-Vergabe wachsen in Russland die Sorgen, möglicherweise kurzfristig die Weltmeisterschaft abgeben zu müssen. Die Regierung lässt alle Kritik abblitzen und ruft Durchhalteparolen aus, die Vorbereitungen und die milliardenschweren Bauprojekte würden unbeirrt fortgesetzt.

Der 55-jährige Bauleiter Achmadijew verhilft dem fast 60 Jahre alten Luschniki-Stadion zur WM zu seiner zweiten Geburt. Seit 2013 hat er die historische Arena von 1956, die einst der Stolz der Sportgroßmacht Sowjetunion war, komplett entkernt und in einen Dschungel aus Gerüsten verwandelt.

1500 Arbeiter schuften Tag und Nacht in Schichten, um das Vorzeigeobjekt der WM zu „einem der besten Stadien der Welt“ zu machen, wie Achmadijew schwärmt. „Passen Sie auf, es kann etwas herunterfallen“, ruft er der Gruppe Journalisten zu, die über eine wackelige Holztreppe in die mittlere Etage der geplanten Nordtribüne klettert.

Wohin das Auge blickt, dominiert nackter Beton. Es braucht Fantasie, sich hier ein Meer aus Fahnen schwenkenden Fans auf steil nach oben steigenden Rängen vorzustellen. 81 000 Menschen sollen zu den WM-Spielen im Luschniki Platz finden, etwa 3000 mehr als bisher.

Um Achmadijew im alles übertönenden Baulärm zu verstehen, muss man die Köpfe eng zusammenstecken. „16 Kilometer Kabel und 24 Kilometer Rohre sollen insgesamt verlegt werden“, sagt er. In der Mitte der riesigen Betonschüssel stapeln sich Baumaterialien auf dem künftigen Spielfeld. Gelbe Kräne heben Röhren in die Höhe, Bagger und Transporter brettern mit groben Reifen über die Erde, wo bald der heilige Rasen sprießen soll.

So wie die ganze WM ein Prestigeprojekt des sportbegeisterten Kremlchefs Wladimir Putin ist, so soll auch das wichtigste Stadion des Landes den Status Russlands steigern. Der Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“ zufolge soll der Umbau des Luschniki-Stadions am Ufer des Moskwa-Flusses 37 Milliarden Rubel (etwa 663 Millionen Euro) kosten. Ob es dabei bleibt, bezweifeln Beobachter aber.

Medien berichten von Kostenexplosionen von bis zu 40 Prozent beim Bau anderer WM-Stadien. Auch Korruption sehen Experten als unkalkulierbaren Kostenfaktor. Zugleich schrumpft der Haushalt der Rohstoffmacht Russland wegen der Krise massiv, denn der niedrige Ölpreis hat ein Loch ins Budget gerissen. Experten gehen von Gesamtkosten von mehr als 30 Milliarden Euro für die WM aus. Die Folge: streichen, kürzen und sparen wo es geht - nur nicht in Luschniki, hofft Achmadijew.

Deswegen müssten der Bauleiter und sein Heer an Arbeitern sich beeilen, um schon 2016 fertig zu werden, fordert der Moskauer Vizebürgermeister Marat Chusnullin. Je schneller der Umbau abgeschlossen sei, desto günstiger werde er. Vor allem die Inflation treibe die Kosten in die Höhe: „Eine jährliche Preissteigerung von 15 Prozent kostet uns eine Milliarde Rubel“, erklärt er.

Achmadijew ist optimistisch, denn er bringt eine Menge Erfahrung mit, die schwierige Aufgabe zu meistern. Fünf Jahre lang hatte er den Bau des großen Eishockey-Stadions für die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 geleitet. Doch die ehrwürdige Luschniki-Arena zu modernisieren und zugleich den stalinistischen Baustil zu wahren, sei schwieriger als etwas Neues von Null an aufzubauen, findet er.