Mourinho macht mit Rekordmann Pogba ernst
Manchester (dpa) - Für die Symbolkraft ihres Rekordtransfers Paul Pogba sorgte Manchester United selbst. In einem vom englischen Premier-League-Club anlässlich des Wechsels veröffentlichten Video trat der 105-Millionen-Euro-Mann - mit einem roten Teufel im Haar - aus dem Schatten.
Ganz so, wie die „Red Devils“ es in der kommenden Saison auch machen wollen. „Paul Pogba ist José Mourinhos letzter von vier Schlüsseltransfers. Jetzt hat er ein Team, das gut genug ist, um die Premier League zu gewinnen“, meinte die „Manchester Evening News“ nach der in der Nacht zum Dienstag endgültig bestätigten Verpflichtung des französischen Nationalspielers. Pogba ist 23 Jahre alt - und nun der teuerste Fußballer der Welt.
Wenn es nach der öffentlichen Aufmerksamkeit der vergangenen Woche ginge, wäre ManUnited schon Meister. Wochenlang wurde der Pogba-Transfer in den Medien begleitet. United-Fans feiern in den sozialen Medien die Rückkehr des Spielers, der vor vier Jahren ablösefrei an Juventus Turin abgegeben worden war.
Die anderen drei „Schlüsseltransfers“ sind Eric Bailly (kam vom FC Villareal), Henrich Mchitarjan (Borussia Dortmund) und natürlich Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain), der seinen neuen Club mit seinem ersten Pflichtspiel-Tor am Sonntag den ersten Titel der Saison sicherte, im - allerdings nicht ganz so bedeutenden - FA Community Shield (2:1 gegen Leicester City).
Trotz des Siegtors in Wembley bat der Stürmer nach dem Spiel um Geduld. Er komme gerade erst in Form und brauche noch etwas Zeit, so „Ibra“. Ob beim Saisonauftakt am Sonntag gegen Bournemouth auch schon sein neuer Mannschaftskamerad Pogba auf dem Platz steht, ist noch nicht klar. Fans und Medien würde es jedenfalls freuen.
„Zusammen mit Typen wie Zlatan ist Pogba ein weiterer Superstar, wie man ihn im Team von United erwartet“, findet BBC Sport. „Das war in den letzten Spielzeiten nicht immer der Fall. Aber mit den Neuverpflichtungen des Sommers und mit José Mourinho als Trainer wird United schon bald wieder den alten Angstfaktor haben.“
Bei dem riesigen Umbau in Manchester war selbst für den deutschen Weltmeister Bastian Schweinsteiger kein Platz mehr. Der frühere Bayern-Star wurde von Mourinho ausgebootet. Kaum jemand spricht derzeit aber noch von Schweinsteiger - spätestens seit der Pogba-Verpflichtung.
Der TV-Experte und ehemalige ManUnited-Profi Rio Ferdinand sieht eine große Zukunft mit Pogba. Gegenüber BBC Sport sagte Ferdinand: „Er muss noch lernen, ein paar Dinge im Spiel zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge zu tun, aber das ist nur noch Feintuning.“
Das sich übrigens auch Pogba von Mourinho erhofft. „Ich bin sicher, er hilft mir mich zu entwickeln, macht mich zu einem besseren Spieler und zu einem besseren Menschen“, wird der Franzose auf der Club-Website zitiert.
Die hohe Ablösesumme ist natürlich das bestimmende Thema. Bislang wurde nie meher für einen einzigen Spieler bezahlt. „Es ist absoluter Wahnsinn, wenn man das mal mit dem richtigen Leben vergleicht“, sagte Arsenal-Trainer Arsène Wenger gegenüber Tuttosport. „Aber wir leben in einer Welt, in der es bei allem ums Geld geht.“ Selbst Mourinho gab zu: „Der Fußball ist verrückt. Der Markt ist verrückt.“ Aber der Trainer findet auch, ManUnited dürfe stolz sein, den Preis von über 100 Millionen Euro überhaupt bezahlen zu können.
TV-Experte Ferdinand sieht in der Rekordsumme einfach eine Investition in die Zukunft: „Es ist eine Menge Geld, aber United bekommt für den Preis einen Topspieler für die nächsten fünf bis zehn Jahre.“
In „nur“ vier Jahren in Turin holte Pogba mit Juve viermal den Meistertitel und zweimal den Pokal. Dagegen hätten sie auch in Manchester nichts einzuwenden. Die Champions League, für die United in diesem Jahr nicht qualifiziert ist, sollte möglichst bald dazukommen. Mit diesem Staraufgebot ist das eigentlich Pflicht.