Nach 0:5-Pleite: Tottenham trennt sich von Villas-Boas
London (dpa) - André Villas-Boas ahnte wohl schon, was auf ihn zukommen würde. Nach der 0:5-Demütigung gegen den FC Liverpool wirkte der Trainer von Tottenham Hotspur elend und niedergeschlagen. Einen Tag später wurde offiziell, was nicht nur der Portugiese vermutete.
Der Club aus der englischen Fußball-Premier-League trennte sich von dem 36-Jährigen. Die Entscheidung sei in beiderseitigem Einvernehmen gefallen und im Interesse aller Beteiligten, ließ der Londoner Verein in einer ersten Stellungnahme auf der vereinseigenen Homepage verbreiten. Schon am Sonntagabend soll es zu einer Unterredung zwischen Villas-Boas und Spurs-Boss Daniel Levy gekommen sein.
„Er sah aus wie ein gebrochener Mann. Er sah aus, als hätte er den Glauben an sich verloren“, beschrieb der britische TV-Sender BBC seine Eindrücke von Villas-Boas. Der Coach stand bereits seit einigen Wochen in der Kritik. Am 24. November waren er und seine Mannschaft bereits mit 0:6 von Manchester City gedemütigt worden.
Aktuell liegt der Club mit dem früheren Schalker Lewis Holtby als Tabellensiebter schon acht Punkte hinter Spitzenreiter und Lokalrivale FC Arsenal. Den Anschluss an die angestrebten Champions-League-Plätze haben die Nord-Londoner derzeit verloren.
Obwohl sich die Spurs nach der Schlappe bei ManCity überlegen für die K.o.-Phase der Europa League qualifizieren und in der Liga in drei Spielen zwei Siege und ein Remis einfahren konnten, hat nun die höchste Heimniederlage seit 16 Jahren den Ausschlag für die Trennung von dem einstigen Mourinho-Schüler gegeben.
Vor der Saison hatten die Spurs über 100 Millionen Euro in neue Spieler investiert, um den Verlust von Superstar Gareth Bale aufzufangen. Der Waliser war für die Rekordsumme von 100 Millionen Euro an Real Madrid verkauft worden. Er hatte in der vergangenen Spielzeit 21 Tore erzielt. Doch Paulinho, Roberto Soldado, Nacer Chadli, Etienne Capoue, Christian Eriksen, Vlad Chiriches und Erik Lamela blieben bislang hinter den Erwartungen zurück. In den vergangenen sechs Heimspielen sprang nur ein Sieg heraus. In 16 Spielen konnte die Mannschaft bisher nur 15 Treffer erzielen.
Als Nachfolger sind bereits der ehemalige englische Nationaltrainer Fabio Capello, Ex-Chelsea-Coach Roberto Di Matteo, Swanseas Trainer Michael Laudrup und Tottenhams Technischer Direktor Franco Baldini im Gespräch. Der Italiener war allerdings an der Zusammenstellung der aktuellen Mannschaft beteiligt. Nicht wenige Experten sprechen ihm daher einen erheblichen Anteil am derzeitigen Negativtrend zu.
Villas-Boas war zur Saison 2012/13 zu den Spurs gekommen. Sein Vertrag hat eine Laufzeit bis 2015. Für den Portugiesen ist es bereits die zweite Beurlaubung auf der Insel. Im März 2012 war er nach nur acht Monaten beim FC Chelsea am Ende. Sein Co-Trainer Di Matteo übernahm und gewann mit den Blues am Saisonende gegen Bayern München die Champions League.
Die erfolgreichste Zeit hatte Villas-Boas beim FC Porto. In seinem ersten Jahr holte er mit dem Club 2010 vier Titel, unter anderem die Meisterschaft und die Europa League. Mit Tottenham war er in der ersten Saison auf Rang fünf gelandet.