Nach dem WM-Debakel feiert Italien EM-Comeback

Florenz (dpa) - Ein Jahr nach dem WM-Debakel hat Italien mit seiner EM-Qualifikation ein Comeback im Rekordtempo gefeiert. Nach dem 1:0-Sieg in Florenz über Slowenien haben sich die „Azzurri“ mit sieben Siegen in acht Spielen und nur einem Gegentor so früh wie nie zuvor für eine EM qualifiziert.

„Nie hätten wir gedacht, dass wir nach einem Jahr so weit sind“, sagte Abwehrchef Giorgio Chiellini. „Italien fliegt zur EM“, bejubelte „Tuttosport“ das junge Team des neuen Fußball-Nationaltrainers Cesare Prandelli.

Zum fünften Mal in Serie qualifizierte sich der Europameister von 1968 für die EM, nie zuvor aber so souverän: „Das ist ganz untypisch für uns, wo wir doch sonst immer bis zuletzt zittern“, meinte Teamkapitän Gianluigi Buffon. In Südafrika hatte der Torwart nach dem blamablen Aus des Titelverteidigers in der Gruppenphase noch prophezeit: „Die EM-Qualifikation wird eine Herausforderung.“ Jetzt spekuliert der Weltklasse-Keeper von Juventus Turin sogar schon wieder über Italiens Titelchancen in Polen und der Ukraine.

Die Wiederauferstehung der bei der WM ausgelaugten und verunsicherten „Squadra Azzurra“ ist Prandellis Verdienst. Mutig und ohne Rücksicht auf alte Stars krempelte er das von Marcello Lippi übernommene Team um. Er gab dem genauso genialen wie exzentrischen Antonio Cassano als Antreiber im offensiven Mittelfeld noch einmal eine Chance. Auch Kindskopf Mario Balotelli resozialisierte der 54-Jährige - mit Erfolg.

Gegen Slowenien gehörten beide zu den wichtigsten Spielern, auch wenn Fans und Medien am Ende vor allem den Torschützen Giampaolo Pazzini feierten. „Pazzini schenkt uns die EM“, titelte der „Corriere dello Sport“. Prandelli lobte alle Spieler und meinte: „So bringen wir wieder Fans in die Stadien.“ Dass seine Auswahl wegen des Fußballerstreiks zum Liga-Auftakt in Italien fast ohne Spielpraxis die EM-Qualifikation einfuhr, nötigt trotz der wenig glanzvollen 1:0-Siege gegen Slowenien und die Färöer Inseln Respekt ab.

Genauso wie die beeindruckende Bilanz des Coaches. In 14 Spielen holte er neun Siege und drei Unentschieden, darunter einen 2:1-Erfolg über Welt- und Europameister Spanien und im Februar in Dortmund ein 1:1 gegen Deutschland. Mit seiner souveränen und offenen Art hat Prandelli der „Squadra Azzurra“ eine neue Mentalität und ein neues Image verpasst. Dass Italien sein EM-Ticket so früh in der Tasche hat, ist zum großen Teil sein Verdienst. Dass die Italiener ihre Elf wieder lieben, ist gar einzig und allein Prandelli zu verdanken.