Neuer Argentinien-Coach Martino: Alles „im Entstehen“

Düsseldorf (dpa) - Auch ohne den verletzt fehlenden Superstar Lionel Messi war es für Argentiniens neuen Fußball-Nationalcoach Gerardo Martino das perfekte Debüt mit einem Hauptdarsteller: Angel Di Maria.

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Martino würdigte den überragenden Protagonisten von Düsseldorf, indem er an das verlorene Endspiel von Maracana 52 Tage zuvor erinnerte. Hätte Manchester Uniteds neuer 75-Millionen-Euro-Mann Di Maria in Rio nicht verletzt gefehlt, wäre es für Deutschland ungleich schwerer geworden, Weltmeister zu werden, meinte der Trainer: „Natürlich war es schade, dass Di Maria im WM-Finale nicht dabei sein konnte. Er gehört zu den fünf besten Spielern der Welt.“ Di Marias Nationalmannschafts-Kollege Lucas Biglia sieht den Stürmer neben Messi und Cristiano Ronaldo sogar „unter den Top Drei“.

Das bewies der von Champions-League-Gewinner Real Madrid nach Manchester gewechselte 26-Jährige, wie Messi und Martino in Rosario geboren, am Mittwochabend eindrucksvoll. Zu den Treffern von Sergio Agüero (20.), Erik Lamela (41.) und Federico Fernandez (47.) leistete er die ideale Vorarbeit, das 4:0 erzielte er in der 50. Minute dann selbst. „Es ist toll, dass es so geklappt hat“, ließ Di Maria anschließend wissen. Und zu seinen Vorlagen sagte er nur: „Ich habe die Mitspieler gesehen und es einfach mal probiert.“

Und dieses Probieren klappte bestens. Dennoch sah Martino, 50. Coach Argentiniens und seit gut drei Wochen in einer Reihe mit Größen wie César Luis Menotti, Daniel Passarella, José Pekerman, Marcelo Bielsa oder Diego Maradona, keinen Anlass, das 4:2 gegen Deutschland überzubewerten: „Es fällt mir schwer, die Leistung des Weltmeisters zu beurteilen. Diese Mannschaft muss sich neu finden.“

In „Tata“ (Großvater), wie der 51 Jahre alte Nachfolger von Alejandro Sabella in seiner Heimat respektvoll genannt wird, machte sich nicht ein Hauch von Genugtuung breit, die Nummer eins der Welt besiegt zu haben. Im dunklen Anzug, mit silbern-himmelblauer Krawatte in den Farben der „Albiceleste“, analysierte er das Geschehen sachlich, bescheiden und zurückhaltend. Martino wusste: Das Resultat darf im Land des Welt-Champions von 1978 und 1986 niemand zu euphorisch einordnen, weil die Löw-Auswahl eben nicht mit der des 13. Juli zu vergleichen war.

„Alles ist im Entstehen“, sagte der eloquente Martino schon vor dem Aufeinandertreffen mit Deutschland zu dem, was er mit den Argentiniern vorhat. Aber: „Es braucht seine Zeit, um die Spielweise zu formen.“ Dabei sieht er eine gute Basis für die Zukunft und für die erste große Herausforderung, die mit der Copa America 2015 in Chile auf Messi und Co. wartet.

Der Anfang ist gemacht. Auch bei den vertrauensbildenden Maßnahmen. Nach dem Mittagessen in Düsseldorf am Tag vor dem Test gegen den Weltmeister zogen sich die Gespräche zwischen Martino und seinen Spielern in die Länge, wie der neue Coach berichtete. Das sei „ein gutes Zeichen“, meinte Martino. Seine Grundphilosophie eines möglichst ästhetischen und spektakulär-offensiven Fußballs war bereits in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt klar erkennbar.