Stimmen zum Mega-Transfer Neymar-Transfer sorgt für Entrüstung: „Das ist obszön“
Berlin (dpa) - Der bevorstehende 222-Millionen-Euro-Transfer des Fußball-Stars Neymar hat größtenteils Empörung und Unverständnis ausgelöst.
Manchester Uniteds Trainer José Mourinho scheint einer der wenigen zu sein, der sich nicht an der hohen Ablösesumme stößt. „Teuer sind die Spieler, die einen bestimmten Rahmen erreichen, ohne die nötige Qualität dafür zu haben. 200 Millionen Pfund sind für Neymar nicht teuer“, sagte der Portugiese.
Der Sportphilosoph Professor Elk Franke sieht angesichts des bevorstehenden Megatransfers die Werte des Sports allerdings in Gefahr. „Wir sind Zeitzeugen einer Erosion der Fußball-Kultur“, sagte Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur. Franke kritisierte die 222 Millionen Euro von Paris Saint-Germain an den FC Barcelona als moralisch verwerflich. „Menschen sind keine Hedgefonds. Das ist obszön“, meinte er. Der Sport würde „in Größenordnungen aus dem wirtschaftlichen Bereich“ vordringen, wo „realitätsferne Geldverschiebungen“ mittlerweile normal seien.
Durch eine solche Ablösesumme könne der Sport seine „moralische und ethische Dimension nicht mehr glaubhaft vertreten“, bemängelte Franke. Ein normaler Arbeitnehmer müsse mehrere hundert Jahre für eine solche Summer arbeiten. Doch der Markt würde diese Geldbeträge hergeben, „und somit läuft das Karussell immer schneller“. Den reinen Konsumenten unter den Fußball-Anhängern sei das egal, vermutete Franke. „Doch der treue Vereinsfan, hat eine feine Antenne dafür, womit er sich identifizieren kann“, erklärte der Sportphilosoph: „Bei solch einer Transferpolitik kann er das aber nicht mehr.“
Auch der frühere Dortmunder Meistertrainer Jürgen Klopp verfolgt den sich abzeichnenden Rekordtransfer mit Sorge. „Ich dachte, das „Financial Fairplay“ wäre dafür erfunden worden, dass so etwas nicht geht“, wunderte sich der Coach des FC Liverpool, der hofft, dass dies „nicht der nächste Schritt“ ist. Freiburgs Trainer Christian Streich kommentierte das Thema mit gewohnt deutlichen Worten: „Wir sind in einem irrealen Bereich angekommen, aber der ist gerade Realität. Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschlingt er alles.“
Schon zuvor hatte sich Profi Julian Baumgartlinger ähnlich geäußert wie Sportphilosoph Professor Franke. „Der professionelle Fußball hat sich der globalisierten Weltwirtschaft angepasst und sich dabei weit von der Basis entfernt“, sagte der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen und österreichische Nationalspieler dem Magazin „11 Freunde“. „80 bis 100 Millionen Euro Ablöse? Das kann man gar nicht mehr begreifen.“ Der Markt sei „komplett aus der Fassung“.