Noch viel Arbeit für WM-Gastgeber Russland
Moskau (dpa) - Anpfiff für die „Mission Moskau“: In Europa beginnt an diesem Wochenende die WM-Qualifikation - aber bei Turnier-Gastgeber Russland läuft es noch nicht rund. 681 Tage vor dem WM-Finale ragen riesige Baukräne aus dem Endspielstadion in Moskau.
In der Arena Luschniki will Weltmeister Deutschland am 15. Juli 2018 seinen Titel verteidigen. Aber noch tummeln sich Bauarbeiter statt Sportler im riesigen Betonoval. In St. Petersburg mussten die WM-Organisatoren wegen erheblicher Mängel sogar die Baufirma wechseln. Und auch aus anderen russischen WM-Städten gibt es Berichte über Verzögerungen.
Russlands WM-Oberplaner Alexej Sorokin wirkt trotzdem zufrieden. Gerade hat sein Organisationskomitee ein zweites Büro im Zentrum von Moskau eröffnet. „Wir waren gezwungen, uns zu vergrößern“, sagt er der Zeitung „Wedomosti“. Bis zum Turnier in zwei Jahren will Sorokin seinen festen Mitarbeiterstab von derzeit 260 auf 950 Angestellte aufstocken. Zusammen mit kurzfristig angeheuerten Helfern und Experten sollen am Ende rund 2000 Menschen gemeinsam für ein reibungsloses Sportfest der Superlative sorgen, sagt er.
Die Vorbereitungen laufen unter Hochdruck. Von Kaliningrad (Königsberg) im Westen bis Jekaterinburg rund 2500 Kilometer weiter im Osten wird gebaut - Stadien, Hotels und Angebote für Touristen. Besonders in Moskau, St. Petersburg, Sotschi und Kasan rinnt den Organisatoren die Zeit davon, denn hier muss schon im kommenden Sommer alles bereit sein für den Testlauf: den Confederations Cup, an dem neben Deutschland auch etwa Europameister Portugal teilnimmt.
Das Budget für Stadionbau und Infrastrukturprojekte liegt Sorokin zufolge derzeit bei insgesamt 618 Milliarden Rubel (rund 8,5 Milliarden Euro). Beobachter erwarten, dass die Gesamtkosten am Ende um ein Vielfaches höher liegen werden. Jüngste Kürzungen des Etats um rund 50 Milliarden Rubel gehen Sorokin zufolge vor allem auf die Streichung geplanter Hotels zurück. Experteneinschätzungen und Berichte, dass vielerorts Stadien oder andere zentrale Bauvorhaben nicht rechtzeitig fertig werden könnten, spielt der Cheforganisator herunter. „Derzeit kann ich nicht sagen, dass schon klar ist, dass dieses oder jenes Projekt nicht umgesetzt wird“, sagt Sorokin.
Statt der Negativschlagzeilen rückt er viel lieber etwas anderes in den Mittelpunkt: Im Gegensatz zum russischen Ligabetrieb und zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 darf bei den WM-Partien Bier verkauft werden. „Wir werden keine alkoholfreie Weltmeisterschaft veranstalten“, sagt Sorokin. „Das soll ein Fest werden. Warum sollten wir den Leuten dieses Fest vorenthalten?“ Verzichten müssten die Fans in der Heimat des Wodkas nur auf eins: auf Glasbehälter. Ausgeschenkt werden soll das Bier in Pappbechern.