Russland ruft: Europa startet Qualifikation für WM 2018

Frankfurt/Main (dpa) - Vor dem Auftakt der Europa-Qualifikation für die WM 2018 in Russland schwant so mancher Fußball-Großmacht Böses. Spätestens seit dem kecken Auftritt einiger Außenseiter wie Wales oder Island bei der EURO in Frankreich scheint der Weg zur Endrunde steiniger denn je.

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Nur 13 Tickets liegen für die 54 Teams bereit. Und so fürchtet der eine oder andere Favorit, die WM nur als Zaungast zu erleben.

Allen voran der WM-Dritte Niederlande, der sich bei seiner Generalprobe erneut blamierte. „Oranje, das war wieder nichts“, titelte die Zeitung „De Telegraaf“ über den schwachen Auftritt beim 1:2 gegen die von Michael Skibbe trainierten Griechen.

Vor dem Auftaktmatch in Schweden herrscht im Verband das Chaos. Co-Trainer Marco van Basten will seinen Job hinwerfen, KNVB-Direktor Bert van Oostveen ist schon zurückgetreten. Für Bondscoach Danny Blind geht es nach der verpassten EM-Teilnahme daher schon im ersten Spiel um mehr als nur drei Punkte. Bei einer Niederlage dürfte ihn das Aus ereilen. Den Kredit bei den Fans hat er ohnehin schon verspielt - sie forderten nach der Griechenland-Pleite lautstark seinen Rücktritt.

In der Gruppe A dürfte es für die Niederländer ohnehin nur darum gehen, sich als einer der acht besten Zweitplatzierten in die Relegation zu retten. Klarer Favorit ist Vize-Europameister Frankreich, der seine gute Frühform mit einem 3:1 in Italien unter Beweis stellte.

Die Squadra Azzurra ihrerseits bekommt es in der Gruppe G mit einem weiteren Schwergewicht zu tun: Spanien. Bei der Testspiel-Niederlage gegen die Equipe Tricolore, für die Anthony Martial (17. Minute), Olivier Giroud (28.) und Lavyin Kurzawa (81.) trafen, waren die Italiener noch weit von einer WM-Form entfernt.

Dennoch gab es etwas Historisches zu feiern: Mit dem 17-jährigen Torwart Gianluigi Donnarumma debütierte der jüngste Nationalspieler seit 105 Jahren. Nicht nur deshalb blickt Neu-Trainer Gian Piero Ventura zuversichtlich in die Zukunft. „Mit der Zeit werden positive Ergebnisse kommen“, sagte der 68-Jährige und fügte mit Blick auf das erste Gruppenspiel am Montag hinzu: „Mit allem Respekt, Israel ist nicht Frankreich.“

In diese Kategorie gehört aber Spanien, auch wenn der Weltmeister von 2010 bei den letzten beiden Großereignissen schwächelte. Der neue Trainer Julen Lopetegui sorgt für Aufbruchstimmung, die durch das 2:0 in Belgien und einen Doppelschlag von David Silva weitere Nahrung erhielt. „Traumhafter Einstand“, titelte die Zeitung „Mundo Deportivo“, während bei „Marca“ zu lesen war: „Zum Start ein Konzert“. Die drei Punkte zum Quali-Auftakt gegen Liechtenstein sind daher fest eingeplant.

Die Belgier scheinen sich dagegen noch nicht vom Viertelfinal-K.o. bei der EM gegen Wales erholt zu haben. „Unsere Mentalität war nicht gut. Wir haben zu wenig getan“, schimpfte Torwart Thibaut Courtois. Ein kleiner Teil des Publikums wünschte sich sogar den geschassten Trainer Marc Wilmots zurück. Dessen Nachfolger Roberto Martínez stellte enttäuscht fest: „Jetzt wissen wir, was die Realität ist und wo wir stehen.“

Keine Selbstzweifel gibt es in Portugal. Dabei warten in der Gruppe B mit Ungarn und dem Auftaktgegner Schweiz zwei unangenehme Rivalen auf Europas Champion. „Wir sind der Europameister und werden bis 2020 der Europameister bleiben. Bis dahin lastet kein Druck auf uns“, sagte Trainer Fernando Santos. „Wir haben keinerlei Last auf unseren Schultern und wollen uns so schnell und geradlinig wie möglich für die WM qualifizieren“, machte er klar.