Nordkorea bei Asien-Cup schon raus - 1:4-Niederlage
Melbourne (dpa) - Die Frage nach den Reaktionen in der Heimat gefiel Nordkoreas Fußball-Nationaltrainer Tong-Sop Jo ganz und gar nicht.
„Das gehört jetzt nicht hierher“, entgegnete er nach dem 1:4 gegen Saudi-Arabien in Melbourne höflich, aber bestimmt einem australischen Journalisten, ehe er sich doch noch ein „aber sicher wird keiner damit glücklich sein“ entlocken ließ. Nach der zweiten Niederlage im zweiten Vorrundenspiel sind die ambitioniert angetretenen Nordkoreaner beim Asien-Cup in Australien früh gescheitert. So mysteriös-abgeschottet die Kicker aus dem kommunistischen Land angereist waren und ihre Vorbereitung bestritten hatten, so lautlos verabschiedeten sie sich jetzt auch schon wieder von dem prestigeträchtigen Kontinentalturnier.
Von den Profis verließ einer nach dem anderen das mit 12 349 Zuschauern nur sehr spärlich gefüllte Rectangular Stadium in Steinwurfnähe der Rod-Laver-Arena am Yarra River im Gänsemarsch. Fragen auf Englisch? Wollte keiner beantworten.
Mal ein Lächeln, mal ein Kopfschütteln, mal ein „No, sorry“ - mehr war selbst dem im Ausland tätigen Profi Kwang-Ryong Pak vom FC Basel nicht zu entlocken. Lediglich Rotsünder Yong-Jik Ri und Torschütze Yong-Gi Ryang blieben kurz bei zwei koreanischen Reportern stehen, die sich eifrig Notizen machten und kopfnickend die Aussagen der Nationalspieler quittierten - bis diese in den Bus beordert wurden.
Weil China zwei Stunden später in Brisbane mit dem 2:1 gegen Usbekistan seinen zweiten Sieg feierte und damit den Einzug in die K.o.-Runde perfekt machte, war auch das Vorrunden-Scheitern der Nordkoreaner besiegelt. Die Partie gegen die Chinesen am Sonntag in Canberra hat nur noch statistischen und emotionalen Wert.
Denn das Viertelfinale war das Ziel von Trainer Jo. Erst kurzfristig hatte er den Posten übernommen, weil der eigentliche Auswahlcoach Yun Jong-Su wegen unsportlichen Verhaltens beim unglücklich verlorenen Finale der Asienspiele für ein Jahr gesperrt worden war. „Wenn wir unser Bestes geben, können wir die Gruppenphase definitiv überstehen“, hatte Jo gesagt und sogar schon die Bedeutung eines möglichen Viertelfinals gegen den Nachbarn Südkorea heruntergespielt.
So aber bleiben wieder einmal statt sportlicher Schlagzeilen eher bizarre Eindrücke zurück. Live-Bilder gab es in Nordkorea nicht zu sehen. In Australien gelangten die Ausführungen des Trainers stets nur durch einen Übersetzer an die Öffentlichkeit. Vor dem Saudi-Arabien-Spiel pries Tong-Sop Jo mehrere Minuten lang den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un, für dessen „wertvolle Ratschläge“ die Delegation in Australien „sehr dankbar“ sei.
Nach dem 1:4 hatte der Übersetzer schon nach drei Fragen genug und bat die Dame des Asiatischen Fußball-Verbandes inständig, jetzt doch bitte nur noch eine weitere zuzulassen. So durfte sich Jo, mit einem Nordkorea-Anstecker an der Anzugjacke, wenigstens noch für den aufmunternden Applaus von der Tribüne bedanken und versprach: „Wir haben noch ein Spiel. Wir werden unser Bestes geben, um zu gewinnen, weil das zum Fairplay und zum Geist des Fußballs gehört.“