Nur 2:2 - Klinsmann kritisiert: „Viel Arbeit vor uns“

Glendale (dpa) - Jürgen Klinsmann klatschte sich mit seinen Spielern ab und applaudierte artig Richtung Publikum. Doch richtig glücklich sah der Nationaltrainer nach dem 2:2 seiner US-Auswahl im Testspiel von Glendale/Arizona gegen Erzrivale Mexiko nicht aus.

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„Uns fehlt noch die Aufmerksamkeit für die vollen 90 Minuten. Aber daran können wir arbeiten und wir haben noch viel Arbeit vor uns“, betonte Klinsmann.

75 Tage vor dem ersten Weltmeisterschafts-Gruppenspiel gegen Ghana und 85 Tage vor dem Duell mit Deutschland hatte ihm sein Team im Klassiker des CONCACAF-Verbandes vor 59 066 Zuschauern zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten geboten. Angetrieben vom früheren Mönchengladbacher Bundesliga-Profi Michael Bradley waren die Gastgeber im ersten Durchgang überlegen, bestimmten das Tempo und setzten Mexiko stark unter Druck. Die Treffer durch Bradley (15. Minute) und Chris Wondolowski (28.) entsprachen den Spielanteilen.

Nach der Pause zeigte sich das Team jedoch in der Defensive anfällig, vor allem Innenverteidiger Omar Gonzalez war ein Schwachpunkt. Mexiko nutzte dies aus und kam durch Routinier Rafael Marquez zum 1:2 (49.). Alan Pulido krönte die Aufholjagd mit dem verdienten 2:2 (67.). „Da haben wir in den ersten 15 bis 20 Minuten unseren Rhythmus nicht gefunden, waren falsch positioniert. Dadurch haben wir den Gegner aufgebaut“, haderte Klinsmann.

Er konnte erstmals auf Berti Vogts zurückgreifen. Der einstige Bundestrainer, der neben seinem Job als Nationalcoach von Aserbaidschan auch als Sonderberater für den US-Verband fungiert, hielt sich jedoch im Hintergrund auf. Weitaus mehr Aufsehen erregte das Debüt von Julian Green. Der 18-jährige Offensivspieler von Bayern München war kürzlich vom deutschen zum US-Verband gewechselt und wurde von Klinsmann in der 59. Minute eingewechselt. „Das ist der große Moment. Ein schneller, beidfüßig starker Mann“, stellte ESPN-Kommentator Ian Darke fest, als der Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters mit der Nummer 9 den Rasen betrat.

Green hatte auf der linken Angriffsseite einige vielversprechende Aktionen, wirkte jedoch mitunter noch leicht überfordert. „Er sah manchmal aus wie ein Teenager, der erstmals gegen Männer gespielt hat“, meinte ESPN-Experte und Ex-Nationaltorhüter Kasey Keller. Lobende Worte gab es indes von Bradley. „So viel Talent, so viele Fähigkeiten - es ist schön, solch einen jungen Spieler bei uns zu sehen.“

Green war der einzige Europa-Legionär im Klinsmann-Team, der Rest des Kaders bestand aus Spielern der Major League Soccer (MLS). Und Green wird auch dabei sein, wenn die USA Mitte Mai ihr WM-Trainingslager beginnen. Klinsmann hat sich bereits entschieden, 30 Profis ins Camp einzuladen. Erst am 2. Juni müssen dem Weltverband FIFA die 23 Akteure des endgültigen WM-Kaders gemeldet werden. Alexi Lalas geht fest davon aus, dass Green mit nach Brasilien fliegt, obwohl er noch so jung ist und seinen Stammplatz in der Regionalliga-Mannschaft der Bayern hat. „Er wird von Klinsmann das goldene Ticket bekommen. Ansonsten hätte Jürgen nicht so darauf gedrängt, dass Green jetzt noch schnell den Verband wechselt“, so der Ex-Nationalspieler.