Podolski als grinsender Arsenal-Joker

London (dpa) - Mit dem breitesten Grinsen, das ein Bankdrücker jemals aufgesetzt hat, saß Lukas Podolski auf der Ersatzbank des FC Arsenal.

Fast schien es, als hätte der deutsche Fußball-Nationalspieler schon gewusst, was noch kommen würde. Als Joker hatte er später mit seinem Klassetor in der Nachspielzeit Anteil am 3:1-Comeback-Sieg gegen Norwich City. Erfreut über das zurückgewonnene Tor-Glück geriet der 27-Jährige via Facebook ins Reimen: „Spiel gedreht, das Stadion hat gebebt. Geiler Support im Emirates. Come on Arsenal!!!“

Nach den Wochen mit einer Knöchelblessur, Abschiedsgerüchten, und Gemunkel über grundsätzlich schlechte Stimmung beim Kölschen Jung, dementierte Trainer Arsène Wenger, das Podolski unglücklich sei. „Guckt doch, wie er gespielt hat, als er auf's Feld kam! Sobald ein Spieler drei Spiele nicht spielt, bringen die Zeitungen so eine Story“, meinte der 63-jährige Franzose. „Er sieht sehr glücklich aus, hier zu sein.“

Zwar hat Podolski bei früherer Gelegenheit in einem „Sun“-Interview eingeräumt, dass er sein Lächeln bisweilen zum Schutz aufsetze. Aber immerhin die Ergebnisse stimmen derzeit mit ihm als Edel-Joker. Nach der überstandenen größten Krise der Wenger-Ära winkt Arsenal nun doch die 16. Champions-League-Qualifikation in Serie: Arsenal feierte vier Premier-League-Siege nacheinander und kletterte mit 59 Zählern hoch auf den dritten Platz, je einen Punkt vor den Londoner Rivalen FC Chelsea und Tottenham Hotspur (beide 58). Die Blues haben aber eine Partie weniger absolviert.

Und die Gunners tun alles, damit der Harmonieeindruck nach außen bestehenbleibt. Auf der Vereinshomepage am Samstagabend nannten die Nord-Londoner ihren deutschen Publikumsliebling ganz offiziell Poldi“ und im Stadionheft zu dem Norwich-Spiel wird Podolski mit den braven Worten zitiert: „Bei mir lief es gut am Saisonbeginn, und dann hat mich eine Verletzung für einige Wochen gestoppt, aber nun bin ich zurück und hoffe, dass ich im Saisonendspurt noch eine wichtige Rolle spielen kann.“ Er stellte auch klar: „Im Großen und Ganzen bin ich glücklich. Ihr müsst daran denken, dass ich von einem Absteiger (1. FC Köln) gekommen bin, und zu einem großen Club zu kommen und da direkt stark zu sein war nicht so leicht.“

Bei aller Bescheidenheit sprechen 14 Pflichtspieltore und elf Vorlagen für Podolski - und die Fans lieben ihren „Lucky Luke“. Das Emirates Stadium schmetterte wieder das Torlied für „The Pod“: „He scores when he wants“. Aber natürlich kann man sich ein wenig wundern, weshalb zum Beispiel der selten effektive Ivorer Gervinho den Vorzug vor dem fitten Podolski bekommen hat. Wenger gilt indes als einer, der Neuzugänge behütet statt verheizt. Und abschirmt: Podolskis Knöchelverletzung wurde vom Verein lange geheim gehalten.

Angeblich buhlt Juventus Turin um den angeblich unzufriedenen Reservisten. „Mit Anfragen muss man immer rechnen. Das ist auch eine Wertschätzung meiner Leistung in London“, reagierte Podolski jüngst im „Sport Bild“-Interview. „Pudelwohl“ fühle er sich bei Arsenal. Und das nahm man ihm gegen Norwich ab. Nach seiner Einwechslung in der 59. Minute beim Stand von 0:1 rüttelte sein krachender Lattentreffer (78.) die Gunners auf, bei denen der rotgesperrte Per Mertesacker fehlte. Mikel Arteta verwandelte dann einen umstrittenen Foulelfmeter (85.), Norwichs Abwehrmann Sebastien Bassong leistete sich ein Eigentor (88.). Und Podolski setze mit einer dynamischen Drehung um die eigene Achse und einem typischen Poldi-Distanzschuss mit links den Schlusspunkt.