Rafinhas WM-Chance: „Die Hoffnung ist immer da“
Rio de Janeiro (dpa) - Luiz Gustavo, Dante und vor allem Rafinha dürfen in Brasiliens letztem Testspiel vor der WM-Nominierung noch einmal bei Luiz Felipe Scolari vorspielen.
Das Trio aus der Fußball-Bundesliga steht im Kader des Rekord-Weltmeisters für die Partie am Mittwoch in Johannesburg gegen Südafrika - genau 99 Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen Kroatien. Während Gustavo vom VfL Wolfsburg und Dante vom FC Bayern bereits beim Confed Cup dabei waren, ist es für Münchens Außenverteidiger Rafinha eine einmalige Gelegenheit.
„Die Hoffnung ist immer da, und wenn du bei Bayern spielst, hast du natürlich die Chance“, sagte Rafinha. „Jetzt in diesem Moment habe ich nicht erwartet, dass er mich einlädt. Das ist die letzte Einladung vor der WM. Wenn ich mich da gut präsentiere, habe ich vielleicht eine Chance, zur WM mitzufahren.“ Der sicherste Kandidat aus dem deutschen Profifußball ist der defensive Mittelfeldspieler Gustavo, der bei der WM-Generalprobe im vergangenen Jahr groß aufspielte und zu Scolaris Lieblingen zählt.
Dante ist zwar die Stimmungskanone in der „Seleção“, muss sich aber als Innenverteidiger hinter David Luiz (FC Chelsea) und Thiago Silva (Paris Saint-Germain) anstellen und will sich nicht zu sicher fühlen. „Ich bin zwar glücklich, dass ich das Vertrauen des Trainers gewonnen habe, aber ich muss weiter arbeiten, um meinen Platz nicht zu verlieren“, sagte er.
Rafinha hat sein bisher einziges Länderspiel am 26. März 2008 beim 1:0 gegen Schweden bestritten und war danach in Peking noch im Olympia-Team zum Einsatz gekommen. „Scolari hat schon in Brasilien gesagt, dass er mich spielen lässt. Ich weiß nicht, wie lange, aber das ist für mich nicht von Interesse: Ob eine Minute oder fünf oder neunzig - das ist in jedem Fall super“, sagte der 28-Jährige und ist wild entschlossen, seine Chance wahrzunehmen. „Ich muss mich gut präsentieren, es sind nur drei Tage bei der Nationalmannschaft, und ich muss diese kurze Zeit nutzen.“
Wohl keine Karten mehr bei Scolari haben die Altstars Ronaldinho, Kaká und Robinho. Der zweimalige „Weltfußballer des Jahres“ und Ex-Weltmeister Ronaldinho (Atlético Mineiro) ward dieser Tage beim Karneval gesehen, als er in Salvador da Bahia vor tanzenden Menschen ins Mikrofon sang. Kaká, bei der Endrunde 2010 noch Führungsfigur in Brasiliens Team, hat der Wechsel von Real Madrid zum AC Mailand nicht den von ihm selbst erhofften Schub gegeben, um eine vierte Weltmeisterschaft anpeilen zu können. Und sein Clubkollege Robinho wird wohl endgültig als jenes Toptalent in Brasiliens Fußball-Geschichte eingehen, das Pelé eins als seinen Nachfolger gepriesen hat, das aber nie den ganz großen Durchbruch schaffte.
Vor der Nominierung des erweiterten Kaders am 7. Mai setzt Scolari auf sein erfolgreiches Team vom Confed Cup und auf Akteure wie den neuen Stürmerstar Neymar (FC Barcelona), Paulinho (Tottenham Hotspur) und Oscar (FC Chelsea). Der Weltmeistertrainer von 2002 hatte zuletzt die Erwartungen im Land des WM-Gastgebers angeheizt mit Aussagen wie: „Die Favoriten, die sind wir.“
Die Reise nach Johannesburg wird aber auch so etwas wie eine Mahnung für die „Seleção“: In Südafrika scheiterte die damals ebenfalls hoch gehandelte Mannschaft 2010 im Viertelfinale gegen die Niederlande (1:2). Und auf das „Oranje“-Team könnte Brasilien bei der WM im Sommer bereits im Achtelfinale treffen.