Rassismus-Vorfall: Milan-Profi Constant verlässt Platz
Rom (dpa) - Der dunkelhäutige Fußball-Profi Kevin Constant vom italienischen Erstligisten AC Mailand hat nach rassistischen Gesängen einiger Fans bei einem Vorbereitungsturnier den Platz verlassen.
Der Schiedsrichter brach die Partie zwischen Milan und dem Aufsteiger US Sassuolo jedoch nicht ab. Er ließ in dem Spiel am Dienstagabend stattdessen Mario Piccinocchi als Ersatz für den Abwehrspieler auf den Platz. Der 26-jährige Constant ist in Frankreich geboren und stammt aus Guinea.
Der italienische Fußballverband eröffnete eine Untersuchung zu dem Vorfall. Der Fußball-Weltverband FIFA betonte in einer Mitteilung: „Im Fußball ist kein Platz für Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung.“ Das Feld zu verlassen sei ein starkes und mutiges Signal, könne aber nicht die langfristige Lösung sein. Die FIFA hatte Ende Mai ihren Strafenkatalog bei rassistischen Vergehen verschärft.
Der AC Mailand mahnte in einer Stellungnahme, rassistische Vorfälle gebe es nach wie vor viel zu oft. „Rassismus hat keine Alibis“, schrieb der Verein. Rassisten verdienten null Toleranz. „Es geht nicht nur darum, einen Spieler oder den Sport zu verteidigen, sondern die gesamte zivile Welt.“
Kritik an Constants Verhalten gab es allerdings von Vize-Präsident Adriano Galliani. „Die rassistischen Gesänge sind skandalös, unmöglich, aber man kann nicht den Platz verlassen, das geht nicht“, sagte er. Filippo Inzaghi, früherer Milan-Stürmer und jetziger Trainer des Jugendteams des Vereins, rief dazu auf, die Gesänge in Zukunft zu ignorieren. „Wir geben dem zu viel Wichtigkeit“, sagte er. „Wenn das ganze Stadion mitmacht, ist es richtig, anzuhalten, sonst halten wir uns die Ohren zu und machen weiter“, forderte er.
Der erneute Vorfall ist für Milan schon der dritte Rassismus-Eklat innerhalb weniger Monate. Im Januar hatte der Deutsch-Ghanaer Kevin-Prince Boateng bei einem Freundschaftsspiel in Busto Arsizio nach rassistischen Schmähgesängen der Fans den Platz verlassen. Seine Mitspieler waren ihm gefolgt und die Partie wurde abgebrochen. Für diese Aktion und die Solidarität seiner Teamkollegen hatte es Lob von höchsten Stellen gegeben, auch von FIFA-Präsident Joseph Blatter. Im Mai war eine Partie der Rossoneri wegen rassistischer Gesänge gegen den dunkelhäutigen Stürmer Mario Balotelli unterbrochen worden.
Den Sieg bei dem Vorbereitungsturnier holte sich überraschend der Aufsteiger Sassuolo, der Milan mit 2:1 besiegte. Zuvor hatten die Rossoneri gegen Meister Juventus Turin im Elfmeterschießen mit 7:6 gewonnen. Zudem hatte sich Juve ebenfalls im Elfmeterschießen mit 4:3 gegen Sassuolo durchgesetzt.