Real streitet vor BVB-Spiel um die B-Elf
Madrid (dpa) - Seltsames Real Madrid: Vor dem Champions-League-Spiel gegen Borussia Dortmund ist beim spanischen Fußballmeister ein vereinsinterner Streit um die B-Mannschaft ausgebrochen. Ausgelöst hatte den Zwist Trainer José Mourinho.
Der Portugiese hatte seinem für das B-Team verantwortlichen Kollegen Alberto Toril öffentlich vorgehalten, das Profi-Team nicht genügend zu unterstützen. Die Attacke Mourinhos überraschte, denn Toril ist bei den „Königlichen“ ein geschätzter und anerkannter Mann, denn er hatte der B-Elf zum Aufstieg in die Zweite Liga verholfen.
Der Krach beherrscht seit Tagen die Schlagzeilen der Madrider Sportpresse. Vom anstehenden Spiel gegen den deutschen Meister war praktisch keine Rede. Dabei hätten die Madrilenen sich nach ihrer Schlappe in Dortmund in Ruhe darauf vorbereiten können, für das 1:2 in der Hinrunde Revanche zu nehmen. In der spanischen Liga wurden sie zuletzt beim 5:0-Sieg bei RCD Mallorca und beim 4:0-Erfolg über Real Saragossa nur wenig gefordert.
Mourinho war wegen seines Umgangs mit dem Real-Nachwuchs selbst in die Defensive geraten. Nach den Verletzungen der Abwehrspieler Marcelo, Fabio Coentrão und Alvaro Arbeloa musste der Trainer sich vorhalten lassen, den Spielern aus der B-Elf keine Chance in der ersten Mannschaft zu geben. Stattdessen hatte Mourinho es vorgezogen, einen Mittelfeldspieler wie Michael Essien als Verteidiger aufzubieten.
Dabei war Real Madrid jahrzehntelang in der Fußballwelt um seine Nachwuchsarbeit beneidet worden. Von 1965 bis 2000 hatte „La Fábrica“, wie der Real-Nachwuchs genannt wird, mit Abstand die meisten spanischen Nationalspieler hervorgebracht. Diesen Rang hat mittlerweile der FC Barcelona den Madrilenen abgelaufen.
Mourinho reagierte auf die Kritik mit einer Gegenoffensive. „Toril muss wissen, ob es für ihn wichtiger ist, mit der B-Elf den vierten, fünften oder zehnten Platz in der zweiten Liga zu belegen oder aber Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen.“ Damit nicht genug: „Mou“ hielt seinem Kollegen vor, anstelle des 17-jährigen José Rodríguez ältere Spieler aufzustellen. „Wer mit 24 oder 25 Jahren nicht reif für die erste Mannschaft ist, wird das mit 27 oder 28 auch nicht sein“, wies Mourinho den B-Trainer zurecht.
Der Gescholtene ließ sich jedoch von der Kritik wenig beeindrucken. „Mourinho ist mein Vorgesetzter, und das muss ich respektieren“, sagte Toril. Beim Punktspiel der B-Elf am Sonntag in Huesca (2:2) ließ er das von Mourinho geforderte Nachwuchstalent Rodríguez wieder auf der Bank schmoren. Und die B-Spieler widmeten ihre Treffer demonstrativ dem Coach.