Reals stille Helden: Özil und Khedira erstmals Meister

Madrid (dpa) - Nach dem vorzeitigen Gewinn der spanischen Meisterschaft outete sich Reals Superstar Mesut Özil als Edelfan der eigenen Mannschaft. „Ich liebe Euch, Jungs“, schrieb der deutsche Dribbelkünstler der „Königlichen“ auf seiner Facebook-Seite.

Mit einem Tor, einer Vorlage und einem Lattentreffer trug Özil maßgeblich dazu bei, dass sich Real mit dem 3:0 bei Athletic Bilbao bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende zum 32. Mal den Titel in der Primera Division sichern konnte. „Er war der beste Spieler auf dem Platz“, lobte das Sportblatt „Marca“ den deutschen Mittelfeldstrategen.

„Das ist für mich bisher der größte Titel, weil damit die harte Arbeit einer ganzen Saison belohnt wird“, sagte Özil auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Wir sind noch richtig hungrig und wollen viele Titel gewinnen.“

Özil ist wie Sami Khedira kein Freund von großen Worten und gehört bei Real eher zu den stillen Helden. Mit dem Titelgewinn reihten sich die Nationalspieler in die Liste der deutschen Fußball-Legenden wie Paul Breitner oder Günter Netzer ein, die mit Real Meister wurden.

Mit dieser Meisterschaft brachen die „Königlichen“ nicht nur nach drei Jahren die Vorherrschaft des FC Barcelona, sondern schrieben auch Fußballgeschichte. Mit der Rekordzahl von 115 Treffern überboten sie schon jetzt ihre alte Bestleistung von 107. Wenn die Madrilenen die zwei ausstehenden Spiele gewinnen, überträfen sie auch den Rekord von 99 Punkten, den Barça vor zwei Jahren aufgestellt hatte.

Özil leitete den Sieg beim Europa-League-Finalisten Bilbao mit einem traumhaften Pass auf Gonzalo Higuaín (16. Minute) ein, der Real in Führung brachte. Kurz darauf gelang dem Ex-Bremer (20.) mit dem 2:0 eine Vorentscheidung, später landete er noch einen Lattentreffer.

Cristiano Ronaldo (50.) erzielte das 3:0, war aber nicht so ganz glücklich. Der Weltstar war zuvor auf ziemlich klägliche Weise mit einem Elfmeter am Athletic-Torwart Gorka Iraizoz gescheitert. Das Publikum skandierte schadenfroh „Bayern, Bayern“ und erinnerte den Portugiesen an den verschossenen Strafstoß eine Woche zuvor im Halbfinale der Champions League gegen Bayern München.

Da Lionel Messi bei Barças 4:1-Sieg über den FC Málaga gleich drei Treffer gelangen und er sein Torekonto auf 46 erhöhte, geriet Ronaldo mit seinen 44 Toren ins Hintertreffen. Dies scheint ihn so geärgert zu haben, dass er sich nach dem Abpfiff der Partie zu einer obszönen Geste hinreißen ließ.

In Madrid versammelten sich um Mitternacht Tausende Real-Fans am Cibeles-Brunnen zur ersten Titelparty. Die offizielle Jubelfeier ist für Donnerstagabend vorgesehen. Sergio Ramos versprach, dass er die Trophäe dann besser behandeln werde als den Pokal, den er vor einem Jahr vom Oberdeck eines Busses auf die Straße fallen ließ. „Ich werde den Meistercup gut festhalten“, sagte der Verteidiger.

Trainer José Mourinho hält dagegen nichts von großen Jubelarien. „Ich habe mich fünf Minuten über den Titel gefreut und dann wieder an die Arbeit gemacht“, berichtete der Portugiese. Er brachte - ebenso wie Giovanni Trapattoni und Ernst Happel - das Kunststück fertig, in vier Ländern die Meisterschaft zu gewinnen. Zuvor hatte er mit dem FC Porto, FC Chelsea und Inter Mailand je zweimal den Titel geholt.

Trotz der Meisterschaft hatte die ausklingende Saison für Real auch ein paar Schattenseiten. Dazu gehörte vor allem das Aus in der Champions League gegen den FC Bayern. Mourinho ist aufgrund seiner umstrittenen Methoden bei einem Teil der Fans unbeliebt. Unter den Spielern soll es vor ein paar Monaten zu einer kleinen Rebellion gekommen sein: Die Profis sollen sich nach Medienberichten geweigert haben, die Schiedsrichter für Misserfolge verantwortlich zu machen, wie der Trainer dies gefordert hatte.

Wenig Glück hatte Real auch mit seinen Neuverpflichtungen. Von den Neuzugängen konnte sich keiner entscheidend durchsetzen. Die Ex-Bundesliga-Profis Nuri Sahin (vorher: Borussia Dortmund) und Hamit Altintop (Bayern München) kamen kaum zum Einsatz.