Ronaldinho geht im Streit und bricht mit Flamengo

Rio de Janeiro (dpa) - Die „Ehe“ zwischen Flamengo und Ronaldinho währte nur rund 15 Monate und war nicht besonders glücklich. „R10“ absolvierte für den Club 74 Spiele und erzielte 28 Tore.

„Der Beste (Ronaldinho) beim Größten (Club) der Welt“, posaunte der Verein mit Brasiliens größter Fan-Schar im Januar 2011 voller Stolz in die Fußball-Welt. Doch waren die Flitterwochen schnell vorbei. Das Ende kam am Donnerstag, als Ronaldinho den Vertrag kündigte. Flamengo-Präsidentin Patricia Amorim resümierte trocken: „Der Club ist größer als irgendeine Person und wird es auch immer bleiben.“

Bei der Ankunft von „R10“ war die Fan-Gemeinde noch außer Rand und Band, die Clubführung begeistert und Ronaldinho gerührt. Er versprach den Fans Liebe und Warmherzigkeit. Im vorigen Jahr zeigte er teilweise seine alte Brillanz auf dem Platz, wurde sogar von Nationaltrainer Mano Menezes wieder in den Nationalkader berufen. Vor allem das Spiel gegen Santos im Juli 2011 blieb den Fans in Erinnerung, bei dem „Fla“ 0:3 im Rückstand lag, dann aber das Spiel drehte und mit drei Toren von Ronaldinho letztlich 5:4 gewann. „Historisch“ lautete das Urteil der Fans.

Doch ließ die Leistung Ronaldinhos, der zuvor beim AC Mailand und dem FC Barcelona spielte, in den vergangenen Monaten mehr und mehr zu wünschen übrig und auf der Liste der aktuellen „Seleção“ sucht man seinen Namen vergebens. Der Widerstand gegen ihn reicht bis in die Spitze des mächtigen Verbandes CBF, dessen neuer Präsident José Maria Marin sich offen gegen eine Berufung Ronaldinhos ausgesprochen hatte.

Nach dem jähen Aus bei Flamengo dürfte nun schmutzige Wäsche gewaschen werden. Ronaldinho hatte sich seit Monaten über Außenstände beklagt und zeitweise auch mit Spielstreik gedroht, sollte der Club seine Schulden nicht begleichen. Am Donnerstag erreichte er bei einem Arbeitsgericht, dass er seinen Vertrag kündigen kann. Ronaldinho fordert von „Fla“ die stolze Summe von über 40 Millionen Reais (16 Mio. Euro). Die Vereinsführung bezeichnete den Betrag als „absurd“ und sieht die juristische Abteilung am Zug.

„R10“ hatte sich mit Ex-Trainer Vanderlei Luxemburgo und auch mit dessen Nachfolger Joel Santana angelegt, der Ronaldinho nur Stunden nach dessen Vertragskündigung schon als abgeschlossenes Kapitel bezeichnete. Der Donnerstag verlief für Flamengo turbulent. Zunächst hatte Vizepräsident Paulo César Coutinho Fans gegenüber erklärt, „R10“ sei suspendiert, dies aber später dementiert. Dann platzte die Nachricht über die Kündigung in Rios Fußballwelt. Wut und Enttäuschung auf beiden Seiten.

Den Fans trägt Ronaldinho dagegen nichts nach. In seinem Twitter-Blog schrieb er: „... ich sage aus dem Herzen: Es war eine Ehre für Flamengo zu spielen.“ Unter welcher Flagge der Spielmacher künftig aufläuft, ist noch ungewiss. Ans Aufhören denkt er auch mit 32 Jahren nicht. „Das (Karriereende) ist noch lange hin. Ich stelle mir vor, noch einige Jahre zu spielen. Jetzt werde ich die Zukunft mit Ruhe planen.“