Ronaldo kritisiert Transferpolitik von Real Madrid
Madrid (dpa) - Cristiano Ronaldo legt sich mit der Vereinsführung von Real Madrid an, unter den Fans macht sich Unmut breit.
100 Tage nach dem Champions-League-Sieg der Königlichen steht Clubpräsident Florentino Pérez wegen seiner Transferpolitik in der Kritik. „Wenn ich es zu sagen gehabt hätte, hätten wir es wahrscheinlich nicht so gemacht“, hielt der Weltfußballer Ronaldo seinem Vereinsboss vor.
Nach einer Umfrage des Madrider Sportblatts „As“ sind auch 79 Prozent der Leser der Ansicht, dass das jetzige Real-Team schwächer sei als die Elf der vorigen Saison. Niemand zieht die Qualitäten der Neuzugänge Toni Kroos (von Bayern München) oder James Rodríguez (AS Monaco) in Zweifel. Der Deutsche und der Kolumbianer gehörten zu den Glanzlichtern der WM in Brasilien.
Nach dem 2:4-Debakel in San Sebastián stellt man sich in Madrid jedoch die Frage: Waren dies die Spieler, die Real brauchte? Trainer Carlo Ancelotti soll nach Medienberichten seine Zweifel gehabt haben. Vor allem aber hätte der Italiener Xabi Alonso und Angel di María gerne behalten, die zu Bayern München und Manchester United gingen.
„Das waren wichtige Spieler für uns“, konstatierte Ronaldo am Rande einer Werbeveranstaltung in der Madrider Vorstadt San Sebastián de los Reyes. Kroos und James seien Spieler von großer Klasse. „Mit ihnen ändert sich das Gesicht der Mannschaft“, betonte der Portugiese. „Der Wandel kann zum Besseren sein oder zum Schlechteren. Ich hoffe, er wird zum Besseren sein.“
Die Kritiker halten der Real-Führung vor, eine erfolgreiche Elf demontiert zu haben, die die langersehnte „La Décima“ (den zehnten Europacupsieg) errungen hatte. „Die alte Fußballregel 'Never change a winning team' hat Real nicht respektiert“, beklagte das Sportblatt „Marca“. Das Team offenbarte zuletzt vor allem Schwächen im defensiven Mittelfeld. Der 80-Millionen-Euro-Zugang James, Torschützenkönig der WM, liebt die Offensive, aber er rennt nicht wie Di María die Seitenlinie auf und ab, um in der Abwehr auszuhelfen. Beim 2:4 in San Sebastián wurden auch Kroos Schwächen in der Defensive angekreidet.
Dies hätte die große Chance von Sami Khedira sein können - doch der Nationalspieler fällt erneut für längere Zeit aus. Eine MRT-Untersuchung bei Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München ergab einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel, teilte der DFB mit.
„Der Deutsche wird für Ancelotti eine Schlüsselrolle spielen, wenn niemand den Trainer daran hindert“, hatte die Zeitung „El País“ zuvor noch spekuliert. Der Coach hält viel von Khedira, allerdings hat der Ex-Stuttgarter in der Real-Führung nicht nur Freunde. „Sein Vertrag läuft zum Saisonende ab, und in den Amtsstuben des Vereins hegt man den Verdacht, dass er für die nächste Spielzeit bereits einem anderen Club sein Wort gegeben haben könnte“, gab „Marca“ zu bedenken.