Schaulaufen für WM 2018 und 2022 - Juristin droht

Zürich (dpa) - England setzt auf die „Three Lions“ David Cameron, Prinz William und David Beckham, die USA vertrauen auf die Strahlkraft von Präsident Barack Obama - nur die russische Delegation verzichtet bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 auf ihre Trumpfkarte.

Die Präsentationen drängten zunächst all die Verdächtigungen in den Hintergrund, es könne bei der Wahl nicht mit rechten Dingen zugehen. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin bleibt der Entscheidung am 2. Dezember in Zürich fern. Für dessen Anwesenheit gebe es keinen Anlass, weil die Exekutivmitglieder des Weltverbandes FIFA bereits entschieden hätten, für welches Land sie stimmen würden, zitierte die Zeitung „Gaseta“ in ihrer Online-Ausgabe einen Regierungsbeamten.

Franz Beckenbauer bestätigte diese Annahme. „Für 2018 habe ich mich schon entschieden, weil ich auch Rücksprache mit dem DFB und der Liga gehalten habe. Die waren weitgehend meiner Meinung“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Ich werde aber nicht sagen, wer es ist. Für 2022 muss man mal sehen. Da gibt es eine Tendenz, aber noch keine hundertprozentige Entscheidung.“

Auf den Zuschlag für die Endrunde 2018 hoffen England, Russland, Spanien/Portugal und Belgien/Niederlande. Vier Jahre später wollen Japan, Katar, Südkorea, die USA und Australien das größte Sportereignis der Welt neben den Olympischen Spielen ausrichten. Für den Zuspruch der Milliarden-Events wird die absolute Mehrheit benötigt. FIFA-Präsident Joseph Blatter wird die Ausrichter gegen 16.00 Uhr im Messezentrum bekanntgegeben.

Als einziger Bewerber haben die Australier keinen Vertreter ihrer Region dabei, wenn am Donnerstag nur noch 22 vorwiegend ergraute Herren in der FIFA-Zentrale abstimmen. Ozeanien konnte keinen Ersatzmann für sein Exekutivmitglied Reynald Temarii (Tahiti) nominieren, weil dieser die am 18. November durch die Ethikkommission ausgesprochene Suspendierung nicht akzeptiert. Zudem ist der ebenfalls suspendierte Amos Adamu aus Nigeria von der Wahl ausgeschlossen.

Temariis Anwältin warnte 24 Stunden vor der Entscheidung davor, dass die geheime Wahl ungültig sein könnte. „Das Risiko der FIFA ist, dass ihr WM-Votum unwirksam sein könnte, wenn wir dem juristischen Prozedere folgen und der Sportgerichtshof CAS am Ende die Suspendierung aufheben sollte“, sagte Geraldine Lisieur der „Süddeutschen Zeitung“.

England als Mutterland des Fußballs rührte noch einmal die Werbetrommel mit Blick auf die WM 2018. „Ich habe volles Vertrauen in die FIFA. Die Leute kommen alle aus dem Fußball und wollen, dass die beste Bewerbung gewinnt“, sagte Beckham. Der Brite ließ keinen Zweifel, dass er damit die von Premier Cameron gepushte Kandidatur des Weltmeisters von 1966 meinte. Spaniens Bewerbungschef Miguel Angel Lopez sagte unterdessen der Nachrichtenagentur dpa, dass der iberischen Kandidatur bereits acht Stimmen sicher seien.

Bei den englischen Buchmachern wird allerdings Russland als klarer Favorit im Vierkampf für 2018 gehandelt, obwohl Putin in Zürich fehlt. Während andere Staatsmänner wie Spaniens Regierungschef Jose Luiz Zapatero ihren Bewerbungen bei der letzten 30-minütigen Präsentation vor der Premiere der doppelten WM-Vergabe noch einmal Rückenwind verleihen wollen, hat Putin den Besuch von Veranstaltungen in der Ostsee-Region Kaliningrad geplant. „Ich trete die Reise nach Zürich aus Achtung vor der FIFA lieber nicht an, um ihr die Möglichkeit zu geben, in Ruhe und ohne irgendeinen Druck objektiv zu entscheiden“, sagte Putin.

Für 2022 ist Katar bei den Wettbüros auf der Insel heißer Favorit. Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, Emir des kleinen Landes am Persischen Golf, garantiert für die Kosten in Höhe von 2,87 Milliarden Dollar. Der großen Hitze begegnen die Scheichs mit klimatisierten Stadien. Zudem locken die Macher mit der Erschließung neuer, lukrativer Märkte. „Eine WM in Katar würde noch nie dagewesene wirtschaftliche Möglichkeiten bieten“, sagte Hassan Al-Thawadi, Generalsekretär des Bewerbungskomitees, am Mittwoch bei der Präsentation im FIFA-Haus.

Schärfster Konkurrent dürften die USA sein. Per Videobotschaft machte sich US-Präsident Barack Obama für die zweite WM im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ nach 1994 stark. „In Amerika brennt die Flamme der Leidenschaft für den Fußball mehr denn je. Wir waren immer eine Nation großer Vielfalt. Es ist egal, wo man herkommt, wie man aussieht. Wenn man hart arbeitet, kann man alles schaffen. Es wäre eine Ehre, wenn wir die WM 2022 ausrichten dürfen“, übermittelte Obama an die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees. Dessen Vor-Vorgänger Bill Clinton versprach: „Wir können alle Stadien füllen, weil wir so viele Menschen haben.“

Südkorea hat eine politische Botschaft in den Mittelpunkt seiner Kandidatur gestellt. „Der Fußball ist ein Friedensbotschafter, und den benötigen wir auf der koreanischen Halbinsel“, appellierte FIFA- Vizepräsident Chung Mong-Joon an seine Kollegen.

Japan, 2002 Co-Gastgeber der WM, lockt mit einer technischen Revolution. Im Falle des Zuschlages sollen alle Endrundenspiele in weltweit 400 Stadien live und in 3D übertragen werden. Als Bildschirme sollen dabei die Spielfelder in Arenen wie dem Londoner Wembley, dem Maracana in Rio de Janeiro oder der Münchner Allianz Arena dienen.

Australien setzt auf die Sportbegeisterung seiner Einwohner und die Tatsache, dass noch nie eine WM auf dem fünften Kontinent stattgefunden hat. „Wir werden Weltmeisterschaften veranstalten, die alle Erwartungen übertreffen“, sagte Verbandspräsident Frank Lowy.